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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Tschudi, Hugo von: Die Jahrhundert-Ausstellung der französischen Kunst, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0070

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-b-5Ö> DIE JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG

grössten Einfluss auf die junge Generation
hatte und dessen mosaikartig aus Tonflecken
zusammengesetzten Landschaften und einfache
Stilleben von grosser Kraft sind. Die aus-
gesprochenste koloristische Begabung hat
Renoir, der nur manchmal etwas unklar in
der Form und willkürlich in der Farbe wird.
Doch hat keiner wie er es verstanden, die
weiche Grazie und das sinnlich Träumerische
der Französin wiederzugeben. Er erinnert
darin an Greuze, obgleich dieser süsslicher
ist und ein weit geringeres malerisches Ver-
mögen hat. Erwähnt seien hier nur die Dame
in der Loge und das halbwüchsige Ballett-
mädchen. Der sanfte Perlmutterton ihres
Kostüms ist neben dem Blau des Gürtel-
bandes und dem Rosa des Tricots und der
Schuhe von äusserster koloristischer Feinheit.

Neben diesen Hauptmeistern machen sich
einige geringere Begabungen immerhin noch
bemerkbar, wie Lebourg und Guillaumin,
mit von Monet inspirierten Landschaften,
Vignon mit einem Stilleben in der Art von
Cezanne und der gleichfalls von Cezanne her-

kommende Gauguin, dann zwei Damen, Eva
Gonzales, die durchaus von Manet beein-
flusst ist, und Monets Schwägerin Berthe
Morizot, eine wirkliche Künstlerin, die in
ihren Schilderungen eleganter Damen und
hübscher Kinder weibliche Anmut und Fein-
heit der Empfindung mit einem zarten duftigen
Kolorit vereinigt.

Ein Talent von starker Eigenart, den meisten
bisher so gut wie unbekannt, war Frederic
Bazille, der, neunundzwanzigjährig, im
deutsch-französischen Krieg fiel. Seine „Sortie
du bain" ist klar und schön in der Farbe,
wenn auch noch etwas hart; viel interessanter
erscheint aber das junge Mädchen im hellen
Kleid mit roter Gürtelschleife, das im Schatten
einer Kiefer sitzt (s. Abb. a. S. 66) und sich
in ihrer tiefen Farbigkeit dunkel von der
sonnigen südfranzösischen Landschaft abhebt,
die mit breiten bestimmten, an Cezannes Tech-
nik gemahnenden Tonflecken hingesetzt ist.

Einen besonderen Platz nimmt Degas unter
den Impressionisten ein. Wie bei diesen
schreitet auch seine Entwickelung von den









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{i F R A N CO I S LOUIS FRANCAIS;
(1815-1888)

60

DIE STRASSE NACH CO.MBS-LA-VILLE
(gemalt 1883)
 
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