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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Pascent, E. N.: Von der modernen Kunst auf der Pariser Weltausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0102

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-^s> PARISER WELTAUSSTELLUNG

Züge verleihen. — Viel internationaler er-
scheinen die Vereinigten Staaten; aber trotz-
dem schimmert etwas wie ein werdender Rasse-
typus unter der Vielheit durch. Und welche
Fülle interessanter und glänzender Individuali-
täten! Man braucht nur die Namen Whistler,
Sargent, Alexander Harrison zu nennen
und hinzuzusetzen, dass sie gut vertreten
waren, so ist damit schon gesagt, dass die Ab-
teilung der „U. S. A." zu den anregendsten
der Ausstellung gehörte. Auch von ihr wird
noch im Besonderen die Rede sein.

Neben der amerikanischen Abteilung waren
es sodann noch die skandinavischen Säle, die
zu längerem Verweilen aufforderten, zu denen
man immer wieder zurückkehrte, und von
denen auch wir noch eingehender in einigen
Sonder-Aufsätzen berichten werden. Jedes der
drei Königreiche that sich als ein eigenartiger
Kunstbezirk hervor, in dem die Kunst auf
nationalem Boden wächst, in der Atmosphäre
einer nationalen Kultur gedeiht. Vergleichs-
weise am wenigsten interessant war Norwegen,
das an Fritz Thaulow einen Landschafter
von internationalem Ruf, an Werenskjold
einen vorzüglichen Porträtisten, an Gerhard
Munthe einen höchst originellen Förderer
der nordischen Gobelinmalerei besitzt. Den
schwedischen Saal beherrschten Zorn mit
seinem Bildnis des Königs Oskar und einem
herrlich gemalten Bauerntanz, Liljefors
mit grossen Tierbildern und Prinz Eugen
mit poesievollen Landschaften. Am reichsten
aber erschien Dänemark, da war Kröyer
mit dem grossen Gruppenporträt: Sitzung
der Kopenhagener Akademie, einem Werk,
das verdient hätte, den clou im ganzen Grand

Palais zu bilden, und daneben mit liebenswür-
digen kleineren Familien- und Genrebildern.
Dann die anderen Genremaler, Paulsen,
Johansen, Haauiershöj mit seinen wunder-
bar gesehenen Interieurs. Der Epiker der un-
glücklichen Eleonore Christine, Zahrtmann,
hatte u. a. ein Kapitel seines gemalten Epos
und die seltsame „mystische Hochzeit" ge-
schickt, welch letztere in Skovgard's grossen
religiösen Bildern eine an Wuchs fast zu über-
legene Nachkommenschaft erhalten hat. —
Auch Finnland wird man, alles in allem ge-
nommen, zum skandinavischen Kunstbereich
rechnen dürfen, jedenfalls steht es diesem
ungleich näher, als der russischen Kunst,
der es auf der Ausstellung angegliedert war.
Wer die russisch-finnische Kollektion auf der
Münchner Secessions-Ausstellung 1898 ge-
sehen, fand da — bei den Finnen und bei
den Russen — manch alten und prächtigen Be-
kannten wieder; auch den Gegensatz zwischen
beiden, nur noch schärfer ausgeprägt, was nicht
gerade der russischen Kunst zu gute kam.

Auch der fernste Osten fehlte nicht ganz im
Grand Palais: Japan hatte sowohl eine Reihe
seiner, unseren Lesern a. H. 14 d. vor. Jahrg.
bereits bekannten Secessionisten, wie Künstler
der älteren Schule zum allgemeinen Wettbewerb
entsandt. Den Freund japanischer Kunst mutet
solche Ausstellung in europäischem Stil wie
eine Trivialisierung an. Oefter habe ich diesem
Gefühl Ausdruck geben hören. Wollte man
ihm auf den Grund gehen, so würde man viel-
leicht die eine oder andere Wahrheit finden,
die zu dem Rundgang durch die Monstre-
Ausstellung des Grand Palais eine sehr herbe
Schlusspointe bilden würde!

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