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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Preisausschreiben
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-b-s^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ös=*-

kaum wirken, auch denen in den Kunstsalons keine
Konkurrenz machen. Von Berliner Künstlern über-
raschen angenehm Maximilian Schäfer, der in
einem Kuhstall und einer Schmiede bei ihm nie
vermutete malerische Qualitäten zeigt; Carl Röch-
ling, der in ein paar grünen, zart und weich ge-
malten Landschaften eine erfreuliche Abwendung
von seiner eigentlichen, harten, nüchternen Art zu
erkennen giebt und Karl Hagemeister mit ein
paar gegen seine sonstige Gewohnheit und deko-
rativen Absichten, sehr intim und zugleich gross ge-
sehene märkische Winterlandschaften. Aus anderen
deutschen Kunststädten machen sich Dill, von
Volkmann, Franz Hooh, v. Heyden, Fritz
Baer,Theodor Hagen,Otto Rasch, von Hayek,
Walther Thor, Wilhelm Trübner und Eugen
Kampf durch vortreffliche Leistungen bemerkbar.
Von französischen Künstlern wären Henri Pille
mit einer durch vornehme Tongebung und eindring-
liche Charakteristik wohlthätig wirkenden Strassen-
scene aus der Revolutionszeit, Le Gout-Gerard
mit seinen hier sehr beliebten, auf ungemein flüssi-
gem Wasser schwimmenden Fischerbooten rühmend
zu nennen. Auch Lefebvre fehlt nicht mit einem
seiner halb weichlichen, halb ehernen idealen
Mädchenköpfe. Neben Menzel, der durch eine
grössere Zahl von Zeichnungen vertreten ist, er-
scheint auch hier Richard Müller (Dresden).
Unter seinen Darbietungen fällt eine in Grösse des
Originals hergestellte Zeichnung nach der von der
vorjährigen Dresdener Ausstellung her bekannten
»Barmherzigen Schwester;, genau wie das Bild,
mehr als Arbeit, denn als künstlerische Leistung

franz [ko^ics an der höhle

(t 2. Oktober)

auf. — Nach alter Gewohnheit bringt Fritz Gurlitt
in seiner Herbst-Ausstellung ausschliesslich Werke
von Künstlern, über deren Bedeutung keine Zweifel
mehr bestehen. Es ist ganz erstaunlich, wie
er es bei solchen Gelegenheiten immer noch
möglich macht, Sachen zu zeigen, die trotz ihres
Alters den Reiz der Neuheit für sich haben. So
werden dieses Mal mehrere Bilder von Anselm
Feuerbach vorgeführt, von denen das eine, das
Bildnis seiner Mutter, obgleich nicht ganz vollendet,
zu dessen schönsten Werken gehört. Wunderbar
ist der Ausdruck liebevoller Güte in dem von der
Hand des Alters noch nicht zu hart berührten Ge-
sicht mit den klaren braunen Augen unter der von
grauen Haaren umrahmten Stirn. Ein schwarzes
Häubchen deckt den feinen Frauenkopf, der hell
gegen einen dunkelroten Hintergrund steht. Ein
Selbstbildnis dagegen, ähnlich dem in der Neuen
Pinakothek, wirkt sehr flach, leer und unfertig, und
eine »Felsenschlucht; sagt wenig von der Grösse
ihres Urhebers. Nicht minder interessant als das
Bildnis jener aufopferungsfähigsten aller Stiefmütter
ist ein altes Porträt Böcklins von Lenbach. Es
stellt den grossen Künstler im mittleren Mannes-
alter mit blondem Vollbart, das Haar von einer
Sammetkappe bedeckt, dar. Aus der schwärzlichen
Altmeisterlichkeit des Bildes wirkt das helle Auge
Böcklins mit Zauberkraft. Ein wunderbares Stück
Malerei ist die Sludie Leibl's nach einem auf dem
roten Atelier-Divan eingeschlafenen, zerlumpten
»Savoyardenknaben«, 1869 in Paris gemalt, und
etwa Mitte der achtziger Jahre mag eine tieftonige
Studie Liebermann's entstanden sein, die eine
junge dunkelgekleidete Holländerin nähend am
Tische ihres Zimmers darstellt. Ganz überraschend
durch überaus gewandte Malerei, wie nach einem
modernen italienischen Vorbilde, wirkt ein 1884 ge-
maltes Bild Hans Thoma'S »Vor Sorrent«. So gut
es aussieht, wird man doch als persönlicher den
; Sommere des Künstlers vorziehen mit der heiter
belebten Luft, dem frischen Grün und dem Ringel-
reihen der Kinder. Uhde ist durch einen »Ab-
schied des jungen Tobias; und ein wohl unter dem
Einflüsse Habermanns entstandenes =Lachendes
Mädchen<, nicht ganz seiner Bedeutung entsprechend,
aber doch charakteristisch vertreten. Nicht sehr vor-
teilhaft wirken die von Klinger gezeigten Arbeiten,
ein älteres Gemälde i Sommer« und zwei Radierungen
aus dem Cyklus »Vom Tode;. Ein Meisterstück
dagegen ist die neue Radierung von F. v. Schennis
»Roma;. Wie da Mondlicht gegeben wird, ist er-
staunlich. Zwei von Klinger bemalte Frauenbüsten
von A. Volkmann wirken trotz der Farbe zu weich-
lich und flau. Von sonst hier vertretenen Künstlern
seien Munkacsy, Dill, Schönleber, Zügel,
Dagnan - Bouveret wenigstens erwähnt. Eine
»Brücke im Hochgebirge« von A. Calame gehört
nicht zu den calamites, sondern ist ein vortreff-
liches Werk des verstorbenen Schweizers. — Bruno
und Paul Cassirer führen in ihrer Eröffnungs-
Ausstellung eine grössere Zahl von Werken des
Pariser Impressionisten G. D'Espagnat vor. Der
Künstler hat sowohl von Manet wie von Monet ge-
lernt. Er besitzt des einen Gefühl für dekorative
Wirkung und ist dem anderen an Kraft und Hellig-
keit der Farbe überlegen. Mit oft sehr dicker Farbe
bringt er die duftigsten Effekte hervor. Dabei hat
sein Vortrag nichts Manieriertes. Er verwendet die
zur Wiedergabe gewisser Lichtphänomen nötigen
Komplementärfarben !mit so viel Diskretion, dass
der Lokalton niemals in Mitleidenschaft gezogen
wird, sondern stark und voll wirkt. Darin bedeutet
die Kunst von D'Espagnat einen entschiedenen

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