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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Von Ausstellungen und Sammlungen – Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischtes
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-a-SÖ> VOM HAMBURGISCHEN KÜNSTLERKLUB

Der Teichmann-Brunnen für Bremen.
Das Modell in seinen Anfängen, rechts das Hilfsmodell

kung dienen, doch weist schon das offene Hervor-
treten Alfred Lichtwark's des Direktors unserer
Kunsthalle, der den Katalog der Eröffnungs-Aus-
stellung mit einem Geleitwort versehen hat, darauf
hin, dass neben den allgemeinen, auf die Belebung
des Kunstinteresses abzielenden, es sich hier doch
auch noch um die Beförderung von bestimmt mar-
kierten Sonderinteressen handelt. Aufschluss über
die Art dieser Sonderinteressen giebt gleichfalls das
Lichtwarksche Geleitwort. Wir erfahren daraus,
dass die Erweiterung ihres bisherigen Thätigkeits-
gebietes für die Commetersche Kunsthandlung sich
aus ihren Engagements ergeben hat, die sie mit
den verschiedenen Vereinen und Gesellschaften
unterhält, die zwecks Beförderung der Kunstpflege
in unserer Stadt im letzten Jahrzehnt ins Leben
getreten sind. Alle diese Vereine, obwohl von ein-
ander völlig unabhängig, hängen in ihrem innersten
Wesen doch durch einen Mann zusammen, der, sei
es als Gründer, sei es als Förderer, kräftigen
Einfluss auf ihre Entwickelung genommen hat, be-
ziehungsweise noch immer zu nehmen bedacht
ist. Und dieser Mann ist Alfred Lichtwark. Für
jeden, der der zeitgenössischen Kunstbewegung
in Deutschland nicht völlig fremd gegenübersteht,
ist Lichtwarks Name Programm und zwar ein Pro-
gramm des Kampfes wider den Akademismus und
für die Beförderung alles dessen, was geeignet
ist, dem Individualismus in der Kunst zum Siege
zu verhelfen. Die Commetersche Kunsthandlung
dürfte also, wenn sie auch allen Erscheinungsformen
der freien und angewandten Kunst ihre Räume mit
der gleichen Gastlichkeit zu erschliessen gedenkt,
naturgemäss sich dennoch zu einer vornehmlichen
Hauptsammelstelle der >Modernen< im deutschen
Norden entwickeln. Folgerichtig hat sie auch ihre
erweiterte Thätigkeit mit einer Kollektiv-Ausstellung
des Hamburgischen Künstlerklubs aufgenommen.
Der Klub ist vor einigen Jahren aus dem Ge-
fühl gesinnungsverwandter jüngerer Hamburgischer
Künstler hervorgegangen, dass in dieser, so viel-

seitigen Interessen lebenden, grossen Handelsstadt
ein fester Zusammenschluss die Position des Ein-
zelnen nach aussen hin sozial befestigen, nach
innen durch Meinungsaustausch, gemeinsame Ar-
beit und Ausstellungen künstlerisch befördern müsse.
Ich glaube nicht, dass es mit in der Absicht der
Gründer dieser Vereinigung gelegen war, einen
eigenen iSchulton« zu schaffen, etwa in der Weise
wie er sich bei den >Dachauern< und = Worps-
wedernt herausgebildet hat, die man alle erkennt,
wenn man erst einige gesehen hat. Es ist aber
schliesslich doch auch bei den Hamburgern so ge-
kommen. Das Faksimile des Hamburgischen
Künstler-Klubs ist ein auffallend kühler Luftton.
der Mensch, Tier, Pflanze, kurz jeden Gegenstand,
sei es in der Natur, sei es im geschlossenen
Raum, mit den gleichen kreidigen oder grau-bläu-
lichen Grundtönen umspielt, sich den Lokaltönen
vermengt und diesen jeden kräftigeren Accent be-
nimmt. Dadurch werden die scharfen Umrisslinien
des Konturs aufgehoben, die Uebergänge werden ge-
mildert, der Stimmung, nach der die moderne Malerei
als der ansprechendsten Form des malerischen Aus-
drucks ja hauptsächlich hindrängt, wird der Boden
vorbereitet und auch die Perspektive kommt dabei
gut weg. Da nicht anzunehmen ist, dass die Mit-
glieder des Hamburger Klubs sich eigens zusammen-
gesetzt haben, um einen besonderen Luftton zu
erfinden, so ist es das Wahrscheinlichere, dass
dieser Luftton von ihnen als Ergebnis ihrer mit
zähem Beharren betriebenen Freilicht- und Freiluft-
studien wahrgenommen worden ist und es beweist
nichts gegen dessen Richtigkeit, wenn Leute mit
der Behauptung auftreten, sie hätten solche Luft-
töne in der Natur noch nicht gesehen. Jedenfalls
ist dem mit malerischem Auge anhaltend in die
Natur Schauenden die Gnade des Erkennens und
richtigen Sehens eher erreichbar, als dem, der ge-
rade nur so nebenbei einen Blick dahin wirft. Gegen
das Festhalten der Hamburger Künstler an ihren
kühlen Lufttönen ist also durchaus nichts einzu-

Der Teichmann-Brunnen für Bremen
im fortgeschrittenen Stadium des (iussmodelts

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