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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Eduard Beyrer jr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0199

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EDUARD BEYRER fec.

EDUARD

Unter den jüngeren Münchener Bildhauern,
die aus der trefflichen Schule W. v. Rümanns
hervorgegangen sind, steht Eduard Beyrer jr.
mit in der ersten Reihe. Ein geschmeidiges
und gefälliges Talent, das seine Grenzen sehr
gut kennt, sichert ihm diesen Platz nicht nur
unter den Zunftgenossen, sondern verbürgt
ihm auch die, namentlich vom praktischen
Standpunkt aus, nicht zu unterschätzende
Gunst des kunstfreundlichen Publikums aller
Kreise. Wie Wenige seiner Kollegen ver-
steht Beyrer den Geschmack der besseren
Gesellschaft zu treffen und auf die Vorliebe
des Einzelnen einzugehen. In dem begüterten
Mittelstand wie in Hofkreisen erfreut sich
die Kunst Beyrers der gleichen Beliebtheit;
an ihn wendet der wohlhabende Bürgersmann
sich mit Vorliebe, wenn es gilt das Familien-
grab mit einem sinnigen Schmuck zu ver-
sehen, denn er darf sicher sein, unter den
Vorschlägen des Künstlers keiner Extravaganz
zu begegnen, die seiner Auffassung wider-
streben würde. Fürstliche und andere vor-

BEYRER jr.

(Nachdruck verboten)

nehme Herrschaften finden in Beyrers Atelier
stets ein oder den anderen Gegenstand, der
in das elegante Milieu ihrer Wohnungen hinein-
passt, ein schöner Frauenkopf in erlesen
schönem und raffiniert behandeltem Material,
interessante Studienköpfe, die mit demselben
Geschmack und Geschick zum Bilde einer
Heiligen oder auch einer Odaliske, einer sinn-
lich-reifen Neapolitanerin oder einer zarten
Cäcilie verwandt sind. Das blühende Fleisch
des üppigen Weibes, wie .lie herbe Strenge
des Frauenideals aus dem Florentiner Quattro-
cento, beherrscht sein Meissel mit derselben
Virtuosität. Dabei verschmäht er nicht den
lockenden Reiz, den schmückendes Beiwerk,
ein Perlengeschmeide, ein Diadem, Ohr-
gehänge oder auch ein stilvoll gehaltener
Heiligenschein für die grosse Menge hat und
der ihr eine Plastik erst anziehend macht, aber
man muss dem Künstler zugestehen, dass
er derlei zur Anwendung bringt stets ohne
die Grenze künstlerischer Decenz zu über-
schreiten. Ebenso sicher ist man aber auch

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