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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Vom belgischen Landessalon
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0210

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-a-isö> VOM BELGISCHEN LANDESSALON -Cäsä^

hier betont werden, dass verschiedene gute Meister scheint sich nun dennoch ein gottbegnadeter Künstler
des Landes die Ausstellung nicht beschickt hatten. losbringen zu wollen, der, wenn er auf diesem Wege
Kein neuer Struys ist erschienen, Gilsoul, Baertsoen, bleibt, weit hinausreichen wird über die ziemlich
Heymans, Wytsman, Lambeaux, Vingotte blieben eng gezogenen Grenzen der belgischen nationalen
abseits. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass — Kunst. Leveque erschien im Brüsseler Salon neben
Struys wahrscheinlich ausgenommen — gerade sie es einzelnen verfehlten Panneaus, wie >Circe<, • Balzac
gewesen wären, die dem Salon die höhere Weihe ver- und einigen Porträts, mit dem Beginn einer Fresken-
liehen hätten. Fernerfehlte auch das Ausland diesmal folge >An der Schwelle der Hölle-; ferner mit einem
fast völlig. Koner's markiges Bildnis des Fürsten Triptychon >Die tragischen Arbeiters schliesslich
Herbert Bismarck, Stuck's ; Sünde*, KarlJacoby's mit dem Porträt des schlafenden Senators und Schrift-
treffliche Porträtstudien, ein Walter Firle des stellers Emile Picard. Hier offenbart sich Leveque
Engländers John Lavery's >Dame in Schwarz, mit einem Schlage als der vollendete Meisterder Farbe
Landschaften des Spaniers Raurich, einige Fran- und Zeichnung, mit dem später die allgemeine
zosen und Holländer zweiter Garnitur, machte die Kunstgeschichte zu rechnen haben wird. Heute
Lücke nur noch fühlbarer, welche das Fehlen des nur dieser Hinweis. Von den in Deutschland schon
Auslandes diesmal dem Salon zugefügt hat. Auguste ruhmreich bekannten belgischen Kunstgrössen hatten
Leveque erscheint erst seit zwei Jahren wieder auf Courtens, Jacob Smits, vor allem Verheyden,
den Ausstellungen, und zwar bisher mit sehr un- der auch zwei Porträts von wahrhaft verblüffendem,
regelmässigen Leistungen. Als Leveque vor unge- genialem Wurfe ausstellt, Claus, Juliette Wyts-
fähr zehn Jahren fürsein Bild-Hiob< den Godecharles man, Marcette und von den Jüngeren Paul
Preis erhielt, knüpfte man an ihn viele Hoffnungen, Mathieu, Geo Bernier, Paul Verdussen,
wie an einen neuen Messias der vlämischen Malerei. Stevens, Herremanns, der ganz und gar Gilsoul
Leveque aber verrannte sich bald in Sophismen in nachzuahmen trachtet, Gouweloos, Janssens,
Worten und Thaten und hielt sich, wie auch heute Verhaeren, Poitvin, Merckaert dem Salon
noch, abseits vom Verkehr mit seinen Kunstgenossen. höchst beachtenswerte Bilder zugeführt. Im Porträt-
Aus diesem sich selbst verbannenden Grübler jedoch fach ward immer noch die raffinierte Technik von

Emile Wauters angestaunt.
Von De la Hoese waren ganz
hervorragend realistische Bild-
nisse vorhanden, die ganz und
gar an den Stil der alten Vlämen
gemahnen. Der in Düsseldorf
ausgebildete E. A. Vauthier be-
wies durch sein Porträt des ehe-
maligen Akademieleiters Stal-
laert, dass er endlich beginnt,
tief und warm zu malen. Der
Salon enthielt ferner viele Bilder
der verstorbenen Maler Binje
und Evenepoel; sie lehren,
dass die belgische Kunst in den
beiden, dem alt gewordenen und
dem soeben aufgeblühten Mei-
ster viel verloren hat. Auch von
den kecken und realistischen
Leistungen eines Laermans
und Frederic wird der Be-
schauer immer wieder gefesselt
werden. Von den begabtesten
Jüngeren Alfred Bastien,
Maurice Blieck u. s. f., lässt
sich leider nichts Günstiges be-
richten. Die Grösse und Gewalt
ihrer Auffassung tötet eine ent-
setzlich graue, trübe Farbe; sie
sündigen also gerade in dem
Punkte, der den Ruhm ihrer
nationalen Kunst ausmacht. In
der Abteilung für Bildhauerei
that sich neben dem hinlänglich
bekannten Meister besonders
Rousseau mit einer Demeter
hervor, die ihren Weg in das
Brüsseler Museum nahm. Be-
sonderes Interesse erweckte eine
Kolossalgruppe, den Sockel eines
Mastes für elektrische Beleuch-
tung darstellend; sie wird für die
Stadt Gent ausgeführt werden.
Ihr Bildner ist jener Van
Biesbroeck, der in Paris den
Grossen Preis erhielt; das Werk
wilhelm leibl del. selbst atmet durchaus den Sti

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