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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Pascent, E. N.: Englische Malerei auf der Pariser Weltausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0445

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-*-5Ö> ENGLISCHE MALEREI -(2sä=^

farbige Musik, voll und weich. Paterson und
Stevenson, Grosvenor Thomas und Th. C.
Morton, Lavery und Brough, Melville und
Guthrie tauchen vor uns auf. In Paris waren
sie durchaus nicht vollzählig vertreten, aber
sie hatten eines der allerbesten und aller-
liebenswürdigsten Stücke für die englischen
Säle beigesteuert: D. Y. Cameron's „The
Avenue" (s. S. 426): eine tiefschattige Allee
hoher alter Bäume, in der sich allerlei Spazier-
gänger der Kühle freuen, ganz vorn auf einer
Bank eine Dame sitzend in rosa Kleid —
Cameron's köstliches Rosa, das hier gegen
die grüne Dämmerung so fein und vornehm
steht, wie gegen das Gelb eines kahlen Terrains
auf seinen früheren Bildern „Die Brücke" und
„Das Thor". Wie für Deutschland sind die
Schotten auch für ihre unmittelbaren Nach-
barn und Reichsgenossen südlich des Tweed
Anreger und Lehrer geworden; jüngere Land-
schafter wie Peppercorn, G. Thomson oder
Moffat Lindner haben in ihrer feintonigen
Art, in ihrer malerisch kräftigen Anschauung
sich an den Schotten, wenn nicht heran-
gebildet so doch ermutigt. Wieviel grössere
Intensität steckt etwa in Lindner's „Abend-

glühen" (s. S. 424), als in Graham's „Flutzeit"
(S. 433) oder in H. A. Moore's „Rückkehr der
Fischerbote" (S. 429), oder in Allan's „Ab-
fahrt zum Fischfang" (S. 437). Ein gewisser
düsterer Ernst wenigstens, die Symbolisierung
gleichsam des Schicksales eines glücklosen
Volks, ergreift uns in Colin Hunter's „Irland"
(S. 432), während Hugh Cameron, freilich
auch ein Schotte, wie der andre Cameron, in
seinem „Furchtsamen" (S. 434) eine Seebad-
und Kinder-Idylle in der bekannten harmlosen
Art schildert.

Ueberhaupt erfreut sich das englische Genre-
bild alten Stils auch heute noch des besten
Wohlseins. Wie z. B. nach einem Dinner
die Herren in tadellosem evening dress noch
bei einem Glas und einer Zigarre beisammen
sitzen bleiben, schildert glatt und geschickt
A. C. Tailer (s. Abb. a. S. 405), ohne sich um
die Effekte der double lumiere — Kerzenlicht
im Speisezimmer, draussen noch der helle
Sommerabend — sonderlich zu kümmern. Das
Lob der Arbeit singt, nicht ohne eine gewisse
Grösse, H. H. la Thangue; in ähnlicher
Weise, doch minder prägnant, verbindet Lionel
S.mythe Landschaft und arbeitende Menschen

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