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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Hann, Pauline: XXIII. Jahres-Ausstellung der American Artists
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0453

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george de forest brush

bildnisgruppe

XXIII. JAHRES-AUSSTELLUNG DER AMERICAN ARTISTS

Cine nie vorher geübte Strenge der Aufnahme-Jury
•L' erzielte für die Künstler eine Ausstellung, die alle
früheren in den Schatten stellt. Dennoch errang sich
eine grosse Zahl von Neulingen Einlass, und wenn dies
auch teilweise auf die bedauerliche Thatsache zurück-
zuführen sein mag, dass in diesem Jahre manche
von den besten Namen wie Chase, der soeben eine
Sonderausstellung seiner Porträts und Landschaften
veranstaltet, und Thayer fehlen, so liegt in diesem
ZuHuss von frischem Blut eine Bürgschaft für die
amerikanische Kunstentwicklung. Der erste, der
alle andern weit hinter sich lässt, ist De Forest
Brush mit der (hierüber abgebildeten) exquisiten
Porträtgruppe, die in Paris eine goldene Medaille
errang und nur für New-York eine Novität ist.
An dem Bilde sind Farbe, Komposition, solide Mal-
technik ebenso zu rühmen, wie das menschliche
Interesse, welches es erregt.

Den neugegründeten Preis des Pittsburger Stahl-
königs Carnegie sprach die Jury einem Pittsburger
Kind, John Alexander, für ein, gleichfalls in
Paris mit einer Goldmedaille gekröntes Gemälde
>Im Herbst: zu. Zwei Frauen in fliessenden Ge-
wändern schweben in einem herbstlich gefärbten
Walde. Dekorativ überaus wirksam, in so abge-
dämpften Farbentönen gehalten, dass es an einen
Gobelin erinnert, wird es durch zwei andere Werke be-
einträchtigt, die derselbe begabte und bizarre Künstler
eingeschickt. Liess sich über die Zuerkennung dieses
Preises streiten, dann muss man vollends den Kopf
über den Shaw-Preis schütteln, den Sergeant
Kendall für >Ein Märchen- erhielt. In voll-
kommen unnatürlicher Pose kauert eine Frau auf

dem Boden, den Kopf zurückgeworfen, mit den Armen
die unteren Aeste eines Baumes umklammernd,
in dessen Gabel ein barfüssiger Junge mit gleich-
gültigem Gesicht sitzt. Die Farben, leuchtend, grell,
die Umrisse haarscharf, das Ganze einem gemalten
Kirchenfenster ähnlicher als einem Oelbild. Doch
ist Bravour darin, ein förmliches Schwelgen in
Licht und wenn die Zeit die allzu grellen Farben-
kontraste dämpft, mag das Bild anziehender wirken
als heute. Ein zweites 'Märchen von Isham leidet
an dem entgegengesetzten Fehler, hier sind die
Farben so abgetönt wie verblasste Teppiche, das
Mädchen im falben Walde, das einer Hirschkuh
aus einer blauen Porzellanschale zu trinken giebt,
in der Art alter Mönchsminiaturen so blutleer
hingestellt, dass man den Eindruck des Leblosen
mit fortnimmt.

Unbedingt einverstanden muss man sich mit der
Auszeichnung durch den Webb-Preis für die beste
Landschaft erklären, der Ben Foster für seinen
^Morgen-Nebel zugesprochen wurde. Der halb
durchsichtige Nebel des Binnenlandes, so verschieden
von dem der Seeküste, füllt ein Gebirgsthal; die
Kuppe eines Felsens ragt daraus empor, vom ersten
Strahl der Morgensonne beleuchtet, und ganz im
Vordergrunde treten graugrün die Büsche und
Bäume aus dem Dunst heraus. In >Sophia< von
Fromkes, einem jungen Mädchen in Weiss, dessen
Gesicht von einem schwarzen Hute halb verschattet
wird, liegt Vielversprechendes für die Zukunft des
jungen Malers, Francis Day's »Ein südliches
Fenster; zeigt eine Mutter die sich über die Wiege
ihres Kindes beugt, beleuchtet von der durch weisse

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