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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Trepka, Josef: Das neue Künstlerhaus in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0546

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FRANZ MONCZYNSKI entw.

DAS NEUE KÜNSTLERHAUS
IN KRAKAU (Südfront)«««««

DAS NEUE KUNSTLERHAUS IN KRAKAU

Endlich nach einer achtundvierzigjährigen, für die
■L' Entwicklung der polnischen Kunst verdienst-
vollen Arbeitsperiode und dank der unermüdlichen
aufopferungsvollen Thätigkeit seines jetzigen Prä-
sidenten Gr. Eduard von Raczynski, der
Direktion und des Sekretärs Severin Boehm, hat
der Krakauer Kunstverein sich ein eigenes Künstler-
haus erbaut. Bis zur jüngsten Zeit war dieser
älteste unter den polnischen Kunstvereinen ange-
wiesen, entweder in Privathäusern, oder schliesslich
im städtischen Gebäude Ukiennice (Tuchhallen)
ein Heim für seine permanenten Ausstellungen
zu suchen.

Die Idee der Schaffung eines zu diesem Zwecke
passenden Gebäudes war nicht neu, aus verschiedenen
Gründen jedoch konnte sie erst im Jahre 1898
zur Ausführung gelangen. Nachdem die Gemeinde
der Stadt Krakau dem Kunstvereine einen ent-
sprechenden Bauplatz, zwischen städtischen Park-
anlagen und Plac Szczepanski, abgetreten hatte,
wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem
der erste Preis, einem jungen, talentvollen Architek-
ten, Franz Monczynski, zufiel. Der Bau aber des
neuen Künstlerhauses war, abgesehen von den ziem-
lich hohen Geldausgaben, auch mit schweren Opfern
verbunden. Der Kunstverein nämlich war ge-
zwungen, den weltberühmten Cyklus Arthur
Grottger's >Lithaunia; und ein grosses wertvolles

(Nachdruck verboten)

Oelgemälde des verstorbenen Hippolit Lipinski
>Prozession< der Gemeinde als Entgelt für den
Bauplatz abzutreten. Mit dem Bau wurde im
Juni 1899 begonnen, in der Zeit von ungefähr
zwei Jahren ist er mit dem Kostenaufwande von
195 000 Kronen vollendet worden.

Wie die hier gegebenen Abbildungen zeigen, ist
das neue Künstlerhaus ein Gebäude, dem es zwar
an prägnanter Originalität fehlt, das sich aber durch
eine einfache und doch künstlerische Ausschmück-
ung, sowohl in seinem Aeusseren als auch im Inneren,
vorteilhaft auszeichnet. Die hierüber abgebildete Süd-
front entspricht der schmalen Südseite des Gebäudes
und ist durch ein wahrhaft imposantes Steinportal ge-
schmückt. Der Architekt fühlte sich augenschein-
lich in seinem Schaffen keineswegs durch irgend-
welche präcisierten Formen gebunden, denn wir er-
blicken da neben klassischen, besser gesagt, dem
Stil >de Pempire' eigentümlichen Motiven auch un-
leugbare Spuren des Modernen, so dass die all-
gemeine Meinung, nicht ganz ohne Grund, dem
neuen Künstlerhause den Spitznamen Secession-
beilegte. Und was den Zuschauer an die vSecession«
errinnert, ist der nach weniger gelungenem Entwürfe
des Malers Jacek Malczewski in sehr flachem
Basrelief ausgeführte Fries, den Lebenswandel eines
Künstlers in Allegorien darstellend, der das ganze
Gebäude umgiebt.

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