Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

DOI Artikel:
Die Münchener Canalettos
DOI Artikel:
Rosenhagen, Hans: Das Berliner Richard Wagner-Denkmal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0149

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-^sö> DAS BERLINER RICHARD WAGNER-DENKMAL

daran erinnert, welch doppelt hohe Bedeutung
im Rahmen dieser Aufgabe Kunstwerke ge-
winnen, die Vaterstadt und Heimat des jungen
Volkes diesem im Bilde vorführen. Eine Reihe
jüngerer Künstler, so Franz Hoch und andere
aus dem Karlsruher Künstlerbund hervorge-
gangene, so einige vom Stabe der „Jugend"

haben schon auf diesem Gebiete in den bei
Teubner-Voigtländer in Leipzig erschienenen
Wandbildern eine hoffnungerweckende Thätig-
keit begonnen. Vielleicht sieht sich der eine
oder andere von ihnen auch die Sachen
Belotto-Canalettos an und findet, dass da noch
mancherlei Gutes und Schönes zu lernen ist!


ERNST FREESE und ENTWURF FÜR EIN RICHARD
WILHELM BRÜREIN WAGNER-DENKMAL IN BERLIN

DAS BERLINER RICHARD WAGNER-DENKMAL

Das Ergebnis der engeren Konkurrenz um
das Richard Wagner-Denkmal entspricht
leider nur zu sehr den geringen Erwartungen,
die im Juni d. J. der allgemeine Wettbewerb
erregt hat. Man möchte beinahe von einer
Bankerotterklärung der deutschen Plastik
sprechen. Die dauernde Anspannung fast
aller bildnerischen Kräfte für den riesigen
Bedarf an langweiligen Denkmälern im letzten
Vierteljahrhundert scheint nicht allein das
Gestaltungsvermögen der Bildhauer erschöpft,
sondern auch die Künstler selbst derartig ver-
flacht zu haben, dass sie nichts Eigenartiges
mehr zu stände bringen. Und hier war doch
wirklich eine Aufgabe, die begeistern konnte;
hier war niemand abhängig von Rücksichten
auf die Wünsche höherer Mächte oder die
Vorschriften der verschiedenen Bekleidungs-
ämter; hier hätte man dem Genius geben
dürfen, was des Genius war. Aber die Vor-
stellungen der deutschen Bildhauer von Heroen
wie Bismarck und Wagner kommen augen-
scheinlich nicht mehr über den allgemeinen

(Nachdruck verboten)
Typus eines Generals der Kavallerie und eines
Geheimrats hinaus. Beinahe allen an der
Konkurrenz beteiligten Künstlern hat ersicht-
lich mehr daran gelegen, eine Denkmalsanlage
zu schaffen, für die der Aufwand von 100000 M.
plausibel erscheint, als einen eigenen Ausdruck
zu finden für die Gefühle, die das deutsche
Volk einem seiner grössten Söhne entgegen-
bringt. Wie gewöhnlich ist Gustav Eberlein
in dieser Hinsicht allen Mitbewerbern voraus-
gewesen. Sein Vorrat an allegorischen Uni-
versalfiguren und Theater-Helden und Heldin-
nen ist unerschöpflich. Ihm fiel daher mühe-
los — er wartete mit drei figurenreichen Ent-
würfen, von denen einer immer öder ist als der
andere, auf — der erste Preis von 2500 M.
zu. Den zweiten von 1500 M. erhielt Ernst
Freese für seinen geheimrätlich würdevollen
Wagner, der fürsichtig seinen unteren Men-
schen in einen warmen Mantel oder eine
wollene Reisedecke gehüllt hat. Die zwei-
eckige Bank, die das Denkmal umgiebt und
von dem Architekten Wilh. Brürein herrührt,

136
 
Annotationen