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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Plehn, Anna L.: Käthe Kollwitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0249

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Staatliche Museen

käthe kollwitz bauernkrieg

KÄTHE KOLLWITZ
Wir haben uns seit einiger Zeit gewöhnt, von einer Seele, die keine Furcht kennt, und die
den Gegenständen, die ein Künstler be- darum auch ohne Sentimentalität diegrimmigste
handelt, erst in letzter Linie und dann fast mit Not, den herbsten Schmerz entschleiert und
einem Ton der Entschuldigung zu sprechen, auch in der letzten Verkommenheit noch eine
Freilich hat Max Klinger in seinem Buch über Tragik aufzuzeigen weiss. Keine Lumpen
die Malerei für die Griffelkunst eine Ausnahme schrecken sie, noch die verkümmerten Züge,
ausdrücklich festgestellt. Sie dürfe und solle Und dieser Mut hat zugleich etwas von Ent-
sogar einen Inhalt haben. Ich weiss nicht, sagung an sich. Denn wohl ist die Schlicht-
ob vielleicht wieder eine Zeit kommen wird, heit dieser Gestalten, ihr rücksichtsloses
in welcher man es der Malerei weniger lehr- Zeigen der Eigenart in Stellung und Gebärde
haft freistellt, wie weit sie ihre Rechte aus- ein Thema, das die Künstlerin liebt, aber sie
dehnen will. Jedenfalls muss ich, um von kann auch Freude haben an allen Schönheiten
der graphischen Arbeit von Käthe Kollwitz der Welt. Sie pflegt leuchtenden Auges von
zu sprechen, mit dem Inhalt beginnen, der den Herrlichkeiten der Renaissancekunst zu
sie beschäftigt. sprechen, von diesen Pinseln, die in vollendet
Dieser Inhalt ist ein lebhaftes Mitfühlen edlen Formen schwelgten. Jedes Blühen der
von Not und Leiden und es spricht aus dieser Natur, das bunte Treiben der Grosstadteleganz,
Wahl, die freilich eigentlich keine freie ist, alles was Glanz und Fülle hat, spricht zu ihrer
besonders stark ein weibliches Empfinden. Empfänglichkeit. Aber ihr eigenes Schaffen
Es verbündet sich mit einer festen Hand und kann sie dem allen nicht hingeben. Die tiefsten

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