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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Wallsee, Heinrich Egon: Das Hamburger Bismarck-Denkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0255

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EMILSCHAUDT UND HUGO LEDERER ENTWURF FÜR DAS BISMARCK-
DENKMAL IN HAMBURG«««««
Mit dem ersten Preise ausgezeichnet

DAS HAMBURGER BISMARCK-DENKMAL

Für die Zeitgenossen des grossen Kanzlers,
die seine Worte sich allmählich haben in
Thaten wandeln sehen, sind, um den Ge-
waltigen der Erinnerung lebendig zu erhalten,
Denkmäler entbehrlich. Die Umfragen in
Schulen und auch bei Rekruten, die zu ver-
schiedenen Malen angestellt worden sind,
haben uns jedoch belehrt, dass die Frage
der Errichtung von Bismarck - Denkmälern
nicht vom Standpunkte der Mitlebenden aus
erörtert werden dürfe. Es müssen hierbei
mehr die Kommenden im Auge behalten
werden. Denn da der Hass ein wirksameres
Mittel ist zur Konservierung der Gefühle als
die Liebe, so wäre es nicht undenkbar, dass
eine Zeit kommen könnte, in der Deutsch-
land um der Werke seines grossen Einigers
willen gehasst wird, ohne dass, infolge der
geschwundenen Erinnerung, die Kraft, wie
sie nur die Liebe verleiht, vorhanden wäre,
die Angriffe des Hasses zu wehren.
Unter diesem Gesichtspunkt scheinen die
deutschen Bildhauer der Gegenwart zu stehen
und zu handeln. Sie beweisen in ihrer Be-
teiligung an den Wettbewerben zur Erlangung
von Bismarck-Denkmälern eine rührende Un-

ermüdlichkeit. Das hat sich ganz besonders
in unserem Falle gezeigt. Eine Beteiligung,
wie sie die Hamburgische gesehen, ist in
der Geschichte der deutschen Denkmals-
Konkurrenzen ungekannt. Wenn auch ein
grosser Teil der eingegangenen zweihundert-
neunzehn Entwürfe auf dem Papiere ge-
arbeitet und nicht im Modell ausgeführt ist,
so liegt doch jedem derselben ein so enormer
Aufwand von Kraft und Zeit zu Grunde,
dass die von einigen Preisrichtern aufgestellte
Berechnung, nach welcher die Gesamtheit
der Eingänge einen Realwert — die künst-
lerische Arbeit blieb hierbei als nicht ein-
schätzbar aus dem Spiele — von 350 000 M.
repräsentiere, eher zu tief als zu hoch ge-
griffen erscheint. Für das Ausserordentliche
dieser Beteiligung kommen mehrere Erwä-
gungen in Betracht. An vorderster Stelle
die Liebe und Verehrung für den grossen
Toten selbst. Daran knüpfen die persönlichen
Beziehungen Bismarcks zu Hamburg, das
gute Ansehen, in dem die alte Hansestadt
als eine Heimstatt der freiheitlichen Ge-
sinnung nach aussen hin steht. Und wenn
auch ganz zum Schlüsse, so doch sicher nicht

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