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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Künstlerischer Wandschmuck für Schule und Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0299

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St.uMiche Museen
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JEAN JOS. MARIE CARRIES EIN BISCHOF
KÜNSTLERISCHER WANDSCHMUCK
FÜR SCHULE UND HAUS
T^ast alle Bestrebungen des letzten Jahr- Es ist bezeichnend, dass in der deutschen
* zehnts, der bildenden Kunst einen brei- Stadt, in der am meisten altererbter Wohl-
teren Raum im täglichen Leben, einen tieferen stand zu rinden ist, zuerst die Bewegung der
Anteil an den geistigen Interessen unseres „künstlerischen Kultur" ins Leben trat, sich
Volkes zu erobern, haben mit den grössten ihrer Ziele bewusst und über die einzu-
Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, und schlagenden Bahnen klar wurde. Diese Stadt
wenige nur sind diesen Schwierigkeiten zum war keine „Kunststadt", sondern eine Handels-
Trotz dem ersehnten Ziele nähergekommen. Stadt: Hamburg. Im engeren Kreise, mit
Immer wieder machte es sich fühlbar: die- kleinen Mitteln hatten tüchtige, nachdenkende
jenige Generation, die heute noch die eigent- und thatbereite Männer den Boden vorbereitet,
lieh ausschlaggebende ist, kann die Kunst auf dem dann Alfred Lichtwark werbend,
nur als eine Art von Luxus, das Verlangen organisierend, nach allen Seiten anregend
nach künstlerischer Verschönerung des Da- weiter arbeitete. Und in Hamburg zuerst
seins gar nur als eine Gefahr für den männ- erkannte man klar, nicht nur, wie unentrinn-
lichen Sinn und die schlichte Festigkeit des bar das Problem sich der Gegenwart auf-
deutschen Volkscharakters ansehen. Als dränge, sondern auch, von welcher Seite her
Hesse sich bei wachsendem Wohlstand eines ihm beizukommen sei. Es gilt — natürlich
Landes die Einfachheit, die früher durch die nur ganz im grossen und allgemeinen ge-
grosse Meisterin, die Not, gelehrt und ge- sagt — auf die heutige Generation der fer-
boten war, künstlich festhalten! Es geht den tigen, dem Alter sich nähernden Männer zu
Nationen wie den Einzelnen: wo die Kunst verzichten und zu werben um die Frauen
verachtet und verbannt ist, bleibt die Armut und um die Jugend. Die Frauen müssen
trostlos, das Mittelmass des Besitzes dürftig, lernen, dass für sie das Gebot nicht lauten
wird der Reichtum roh und barbarisch. soll: „Schmücke dein Heim!", sondern:
„Dein Heim sei dein Schmuck!" Die Kinder
* ~ * müssen so erzogen werden, dass ihnen die

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