Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

DOI Artikel:
Winkler, Georg: Graf Schack und Böcklin, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0550

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
OTTO REINIGER ABEND
Jahres-Aasstellung im Münchener Glaspalast: Freie Vereinigung Württembergischer Künstler

GRAF SCHACK UND BÖCKLIN

Oöcklin wurde bei Schack im Jahre 1859
durch ihren gemeinschaftlichen Freund
Paul Heyse eingeführt und stand mit ihm bis
1874 in regem Verkehr. Völlig entfremdet, wie
Feuerbach, wurde er ihm nie. Ihre geschäft-
liche Verbindung endete mit keinem Miss-
klang; im Gegenteil waren beim Kauf des
letzten Bildes (Meeresidyll) beide Teile sehr
zufrieden. Auch nachdem Schack keine Bilder
mehr von Böcklin erwarb, suchte er ihn
wiederholt in Florenz und Zürich auf, das
letzte Mal im Jahre 1890 mit seinem dama-
ligen Sekretär Dr. Penzl, wobei sie aber nur
Frau Böcklin antrafen. Bei seinem vorletzten
Besuche (Zürich 1889) war es mir vergönnt,
den Grafen zu begleiten, mir unauslöschliche
Eindrücke von dem Künstler und Menschen
Böcklin zu sammeln und Zeuge zu sein von
der ungeheuchelten Herzlichkeit, mit welcher
Graf Schack und der berühmte, damals schon
längst gänzlich unabhängige Maler sich be-
grüssten und miteinander Erinnerungen aus-
tauschten. Ich hebe dies hervor, weil ich
aus Aeusserungen in verschiedenen Blättern
den Eindruck bekommen habe, dass sich in
einem Teil der Böcklin-Gemeinde Gerüchte
und Vorstellungen bildeten, welche die beiden

Männer in feindseliger Gesinnung einander
gegenüberstellen. Momentane Explosionen
des beleidigten Künstlerstolzes, wie sie
Floerke notiert, mögen dazu die Grundlage
gegeben haben. Unleugbar war die fünfzehn-
jährige geschäftliche Verbindung Schacks mit
dem Meister nicht frei von Missverständnissen,
Enttäuschungen und Verstimmungen auf
beiden Seiten; doch hielten sie nicht lange
an und führten nicht zur Entfremdung und
zum Bruche. Sie hatten ihren Grund weniger
in den thatsächlich ungleichen Leistungen
des vielfach experimentierenden Malers, als
darin, dass dieselben ganz neu und unge-
wöhnlich waren, aus dem, was damals als
Kunst galt, völlig herausfielen und deshalb
leicht der Verkennung ausgesetzt sein mussten,
wenn sie auch noch so vollendet waren. Den
unerhörten Neuerungen des originellen Basler
Meisters gegenüber, die nach den Mel-
dungen der kompetenten Zeitgenossen, wie
Fr. Pecht, einen Aufruhr in der Kunstmetro-
pole München hervorriefen, konnte sich Schack
noch weniger auf sein eigenes Urteil ver-
lassen, als bei einem Genelli, Steinte, Führich
und Schwind, die einer soliden alten Schule
angehörten und deren Stoffe nicht allzu mo-

519
 
Annotationen