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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Winkler, Georg: Graf Schack und Böcklin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0575

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GRAF SCHACK
(Schluss vo
Eine andere bittere Enttäuschung musste
Böcklin bei dem schon früher erwähnten
Bilde „Die Quelle des Frühlings" erleben,
das Schack nach einer Farbenskizze bei ihm
bestellt hatte und dessen Ausführung sich
sehr lange hinzögerte. Die Ursache dieser
Verschleppung ist aus folgendem Briefe er-
sichtlich, den der Meister am 14. März 1869
von Basel aus schrieb, wohin er 1866 über-
gesiedelt war:
„Geehrtester Herr Baron! Um Ihren
werten Brief beantworten zu können und
Ihre Anfrage wegen des Bildes, „Die Quelle
des Frühlings", muss ich die Geschichte
dieses Sommers und Winters 1868—1869
erzählen. Während nämlich das besagte Bild
der Vollendung entgegenging, in welchem
Zustande es Frau von Bülow sah, bekam
ich den Auftrag, einige Fresken in einem
Gartensaal zu malen.*) Gleich darauf, im
Oktober, übernahm ich die Ausmalung des
Treppenhauses im hiesigen Museum, und
führte den ersten Teil sofort aus. — Die
fortwährende Beschäftigung mit grossen
Arbeiten, architektonischer Einteilung und
grösserer dekorativer Erscheinung, als ich
bis dahin in den Staffeleibildern erstrebt
hatte, machte mir nun die Rückkehr zu
früheren Anschauungen unmöglich. Die
Quelle des Frühlings wurde als incurabel
*) Des Ratsherrn Sarasin zu Basel.

UND BÖCKLIN
Seite 522)
auf die Seite gestellt und auf einer neuen
Leinwand vollständig umkomponiert. In
einigen Wochen hoffe ich damit fertig zu
sein. Wenn Sie mit der jetzigen Redaktion
zufrieden sein werden, glaube ich auf Ihre
Verzeihung wegen der langen Verzögerung
rechnen zu dürfen. Für Ihre gütige Zu-
sendung der Photographieen*) danke Ihnen
herzlichst. — Einen anderen Grund, dass
ich nicht früher diese Epistel geschrieben,
als fortwährende Arbeit bei Tage und Ab-
spannung am Abend, wüsste ich nicht an-
zugeben und bitte denselben als Ent-
schuldigung gelten zu lassen."
Unterdessen hatte Schack das Bild bereits
in den erwähnten Katalog seiner Galerie von
1868 aufgenommen. Als es aber in seiner
veränderten Gestalt ankam, wies er es ab,
um den Künstler nicht in einer für ihn selbst
nachteiligen Weise bei ihm vertreten zu sehen,
wie er schreibt. Böcklins Freunde und Be-
wunderer bestärkten ihn in diesem Ent-
schlüsse, setzt er hinzu. Ein leicht erklär-
liches und verzeihliches Hysteron proteron.
Auch die seiner vornehmen und nicht ori-
ginellen mündlichen Ausdrucksweise fremde
Bezeichnung „Rouleau", welche er für dieses
Bild gesprächsweise anwandte, weist auf eine
energische Beeinflussung hin. Dem treff-
lichen Ludwig that bei diesem Misserfolge
*) Die Hanfstaenglschen Reproduktionen nach den Bildern
Feuerbachs in der Schackgalerie.

Die Kunst für Alle XVII.

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