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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Winkler, Georg: Graf Schack und Böcklin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0576

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-*-5Ö> GRAF SCHACK UND BÖCKLIN <Ös±=^

seines Freundes am meisten leid, dass sich
dabei zeige, wie wenig Anhänger letzterer
habe. Fast alle fielen über seine vermeint-
lichen Fehlgriffe mit recht missgünstigem
Herzen her. Doch das sei ja ein altes Lied
in Deutschland, meint er.
Während Schack selbst von Mehreren
(Freunden und Bewunderern) spricht, die
seiner Meinung waren, schob Böcklin die
Schuld an der Abweisung dieses Bildes*) Len-
bach zu, der damals eben von seiner Reise
nach Spanien und Nordafrika mit Schack und
Liphart zurückkam. Zu dieser Vermutung
dürfte ihn der Umstand veranlasst haben,
dass Lenbach früher schon einmal, im August
1867, ein Gemälde des Meisters als für die
Schacksche Galerie nicht entsprechend be-
zeichnet hatte, worauf Böcklin nicht den gering-
sten Versuch mehr machte, seinen Mäcen zur
Annahme des Bildes zu veranlassen.
Bis 1874 blieb übrigens Schack der ver-
nehmlichste Abnehmer der Gemälde Böcklins.
Mit dem grandiosen „Meeresidyll" (Triton und
Nereide), das er am 25. Juni 1874 um 2500 fl.
erwarb, beschloss er seine Böcklinsammlung,
die ohnehin auf die grösste und wertvollste der
•) Es ist jetzt (wie schon erwähnt) unter der Bezeich nung„Frü hl ings-
reigen" Besitztum der Dresdener Galerie. Abb. XVI. Jahrg. S.250.


JOSEF KOWARZIK BILDNISSTUDIE
Düsseldorfer Ausstellung

Welt angewachsen war. „Wären meine Räum-
lichkeiten nicht völlig angefüllt, so würde ich ...
meine Sammlung vor allem mit seinen Bildern
vermehren", schrieb Graf Schack 1880. Es
waren also hauptsächlich äussere Gründe, wel-
che den Abbruch der geschäftlichen Verbin-
dungen zwischen ihm und Böcklin verursachten.
Den umherschwirrenden Gerüchten gegen-
über, welche durch die von Ohrenzeugen
phonographenartig festgehaltenen Ausbrüche
des cholerischen Temperaments Böcklins eine
scheinbare Bestätigung erhalten, drängt es
mich festzustellen, dass das Gesamtergebnis
dieser Beziehungen, wie es sich in den sech-
zehn ausgezeichneten Gemälden der Schack-
galerie repräsentiert*), erfreulich war, und dass
die Formen dieses Verkehrs sich aus gegen-
seitiger Achtung und Dankbarkeit bildeten,
welche bis an den Tod der beiden Männer
dauernd nachwirkten. Graf Schack bewahrte
dem Meister bis an sein Lebensende in Ge-
sinnung, Schrift und Wort die denkbar grösste
Hochachtung.**) Böcklin gab ihm kurz vor
seinem eigenen Tode das Zeugnis, dass er
ein Kavalier in gutem Sinne gewesen sei.
Dies bestätigt der gründlichste und gewissen-
hafteste Böcklinforscher, Prof. A. H. Schmid
in Basel. In seinem Text zum grossen Böcklin-
werke (vierte Folge, Photographische Union in
München) hebt er überdies hervor, dass der
Meister seinem früheren Abnehmer ein gutes
Andenken bewahrt habe. Da nun Graf Schack
wie Böcklin die Summe ihrer Beziehungen
in dieser würdigen und gerechten Weise ge-
zogen haben, so darf sich ihnen die Kunst-
forschung, die bisher ein hartnäckiges Interesse
zeigte, die unvermeidlichen Misstimmungen
zwischen den beiden Männern aufzudecken
und festzuhalten, ohne Gewissensbisse an-
schliessen.
Georg Winkler

ARNOLD BÖCKLIN
Mit Sonntagskindes Wunderauge
Hast du in die Natur geschaut,
Und ohne Schleier hat die Keusche
Sich deinen Blicken anvertraut.
Du tauchtest deinen Zauberpinsel
Tief in des Südens Farbenglut,
Und den hellen'schen Fabelwesen
Gab deine Urkraft Fleisch und Blut
•) Eine zusammenfassende Publikation darüber erscheint soeben
bei der Photographischen Union in München unter dem Titel „Die
Werke Arnold Böcklins in der Schackgalerie zu Mün-
chen". Zwölf Photogravüren mit begleitendem Text von Prof.
Dr. Paul Seidel. In Mappe Preis 50 M.
**) In den „Nachgelassenen Dichtungen" des Grafen Schack
findet sich ein längeres Gedicht „An Arnold Böcklin in Zürich"
aus dem Jahre 1890, in welchem er dem Meister u. a. sagt, sein
Triton auf dem „Meeresidyll" rufe ihn mit dem Muschelhorn nach
Italien, seiner Heimat, zurück. Böcklin ging bekanntlich 1892 wieder
nach dem Süden und starb 1901 in Florenz. In dem Gedichte
spricht ihn Schack wiederholt als Freund an.

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