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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Clemen, Paul: Albert Bartholomé
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0045

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I

ALBERT BARTHOLOME .4 N SEINEM ATELIER

ALBERT BARTHOLOME

Von Paul Clemen

m Salon des Jahres 1891 war zuerst ein die sie ihre ganze Kraft verwenden müßten.
Künstler aufgetreten, den als Bildhauer Hatte der Künstler hier seine ganze Kraft aus-
bisher noch niemand kannte, der nur in ver- gegeben und sich selbst erschöpft? Andere,
gangenen Jahren als Maler im großen Strome kleinere Werke waren jener großen Tat ge-
geschwommen war. Seltsame Gebilde einer folgt — aber sie schienen in gar keinem Zu-
schmerzlich erregten Phantasie stellte er aus, sammenhang mehr zu stehen. Was brachte
Trauernde und Todgeweihte, vor der dunklen die Wandlung vom Maler zum Bildhauer her-
Pforte Zurückbebende. Es waren die ersten vor, wie kam der Künstler dazu, sich länger
Studien zum Monument aux morts. Im Jahr als ein Jahrzehnt in diesen finstern Gedanken-
1895 war der fertige Entwurf des Denkmals kreis zu bannen? Und wo sind die Brücken
ausgestellt, die Stadt und der Staat gemeinsam zwischen den einzelnen Stilen seiner Kunst?
bestellten die Ausführung, und am Allerseelen- Paul Albert Bartholome ist am 29. August
tage, am 1. November 1899, ward das Denk- 1848 in Thiverval geboren. Seine ganze künst-
mal der Namenlosen eingeweiht. Keine laute lerische Laufbahn ist die eines Autodidakten.
Feierlichkeit zur Einweihung — aber die Er war schon dreiundzwanzig Jahre alt, als
stumme Prozession von 98000 Menschen, er sich entschloß, Maler zu werden — apres
die an diesem Tage vor dem Monument toutes sortes d'etudes plus ou moins inutiles —
standen und ihm huldigten, war die würdigste bekennt er selbst. Hinreichend vermögend,
und ergreifendste Feier. Mit diesem einen konnte er sich seinen Lebensweg ganz nach
Werke hatte der Künstler einen der ersten eigenem Geschmack vorzeichnen. Aber diese
Plätze in der Geschichte der modernen fran- erste Zeit, die er jetzt unnütz nennt, unnütz
zösischen Plastik eingenommen. Von Stendhal für den Künstler, war doch nicht unnütz für
stammt das Wort, daß jeder Mensch wie jedes den Menschen. Jene Jahre hatten den Grund
Jahrhundert eine große Aufgabe hätten, auf gelegt zu einer tiefen und umfangreichen

Die Kunst für Alle XVIII. 2. 15. Oktober 1002.

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