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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Winkler, Georg: Anselm und Henriette Feuerbach und ihre Beziehung zum Grafen Schack, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0159

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-^Sg5> SCHACK UND FEUERBACH <£^~

JOS£ BENLL1U8E Y GIL DER ZEITVERTREIB DES JUNGEN KÖNIGS

fertig. Die Schuld daran nimmt natürlich gern das „Symposion", die „Medea", die
die Mutter auf sich: „Die Schuld des gegen- „Iphigenie" in dieser auserwählten Gesell-
wärtigen Mißverständnisses liegt an mir schaff sehen. Aber auch in den vorhandenen
allein", so beantwortet sie Schacks Vor- Werken hat sich der seltene Künstler in
würfe gegen ihren scheinbar lässigen und seiner Innigkeit, Ruhe und Größe geoffen-
wortbrüchigen Sohn. „Was ich vermitteln bart. In ihnen werden künftige Geschlechter

sollte, habe ich zerrissen......Ich hätte das wiederfinden, was das Wesen der Kunst

schweigen oder eine Entschuldigung anstatt ausmacht. Ohne Schack wären sie nicht ent-
meiner rücksichtslosen Aufrichtigkeit bringen standen; ein Mäcen nach dem Herzen All-
sollen. Nächstes Jahr wäre Anselm von geyers und Feuerbachs hätte sich zur „großen
selbst auf die Vollendung des Bildes ver- Historie" mitreißen lassen, zu den „Ama-
fallen und der Verzögerung wäre nicht mehr zonenschlachten", „Titanenstürzen", die Feuer-
gedacht worden." bachs Domäne nicht sind. Wäre der doch
Allgeyer, der von dem Kontrakt keine hauptsächlich von dem Künstler verursachte
Kenntnis hat, macht Schack zum Sündenbock. Bruch nicht eingetreten, so hätte dieser für
Mit dem Satz „Das stärkste der Hindernisse Schack noch manches seiner unnachahmlichen
bildete sein Verhältnis zu Schack, das in den „genrehaften" Bilder gemalt, die so der Welt
letzten fünf Jahren seine künstlerische Kraft unwiederbringlich verloren sind. Und was
einseitig und ausschließlich in Anspruch ge- die Geldfrage betrifft, so hat Feuerbach in
nommen hatte, ohne ihn materiell zu ent- fünf Jahren etwa 14000 fl. von Schack be-
schädigen", stellt er die Dinge gar auf den zogen und außerdem noch vieles ander-
Kopf. Verhindert hat dies Verhältnis nur, weitig verkauft. „Ich fühle, daß unsere
daß das „Symposion" ein Jahr später an- Dankbarkeit nie groß genug sein kann", das
gefangen wurde. Alle großen Pläne Feuer- ist die Meinung Henriettes Ende 1868*), also
bachs sind zur Ausführung gelangt, ob zu am Schluß der Beziehungen zwischen den
seinem Nutzen, ist fraglich. Seine Gemälde beiden Männern. Es ist das abschließende
in der Schackgalerie aber — die Früchte Urteil der kompetentesten Richterin.
jenes Verhältnisses — gehören zu dem Eigen- Der plötzliche Tod des großen Künstlers
artigsten und Schönsten, was das Jahrhundert -

hervorgebracht hat. Allerdings möchte man ») Brief an Schack vom 24. November 1868.

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