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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Rosenhagen, Hans: Peter Severin Kroyer
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0245

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-a-*£> PETER SEVERIN KROYER <ÖS-s-

Reisestipendium der Kopenhagener Akademie
im Atelier Bonnats, in Spanien und Italien
zugebracht hat. Man dachte beim Betrachten
dieses vorzüglich gemalten Kopfes an sein
Bild „Blumenbinderinnen aus Granada", wel-
ches die Kopenhagener Galerie besitzt, an
seine „Sardinerie", zu der ihn Liebermanns
„Konservenmacherinnen", die in jener Zeit in
Paris zu sehen waren, angeregt haben moch-
ten, und mit ganz besonderer Freude an des
Künstlers schwitzenden „Italienischen Hut-
macher", der im Salon von 1881 geradezu
Sensation erregte, wegen eines mit der größ-
ten Meisterschaft gemalten Knabenaktes.
Dieses Werk begründete den internationalen
Ruf des dänischen Malers und wirkte in
seiner Heimat wie eine Offenbarung.

Mit fabelhafter Leichtigkeit machte unge-
fähr um dieselbe Zeit Kroyer die Wendung
zur Freilichtmalerei. Sein „Künstlerfrüh-

PETER SEVERIN KROYER BILDNIS DER GATTIN

DES KÜNSTLERS « «

stück" von 1883 (Abb. s. S. 227) ist gleich
ein ungewöhnlich glücklicher Wurf. Der
traditionelle gelbbraune Rock, den hier der
dem Beschauer den Rücken zuwendende
Künstler trägt, ist damals kaum von einem
anderen Maler mit mehr Gefühl und Ver-
ständnis für dessen koloristische Bedeutung
verwendet worden. Er gibt die Grundstim-
mung ab für all die feinen Licht- und Luft-
töne, die um die acht in einem hellen Garten-
zimmer an einer weißgedeckten Tafel sitzen-
den Künstler spielen. Diese, alle Frische
einer geistreichen impressionistischen Studie
mit den Vorzügen einer wohlüberlegten Kom-
position vereinigende Leistung ist die Vor-
läuferin aller jener komplizierten Gruppen-
und Repräsentationsbilder geworden, die
Kroyer zu einer so vielbemerkten Erscheinung
auf allen internationalen Ausstellungen der
letzten Jahrzehnte gemacht haben.

Wer kennt nicht das eine oder das andere
dieser imposanten Werke, auf denen zahlreiche
mehr oder minder berühmte Persönlichkeiten
so zwanglos vereinigt sind, daß man nicht
auf den Gedanken kommt, es könnte irgend
eine Absicht über solcher Wiedergabe der
Wirklichkeit gewaltet haben! Am ehesten
bemerkt man noch auf der „Soiree in Karls-
berg" (in dem Skulpturensaal Jacobsens) und
in der „Börse zu Kopenhagen" einige Ge-
waltsamkeiten, aber all die Gruppenbilder
Kroyers, denen eine luminaristische Idee
zu gründe liegt, wie der „Musikabend im
Atelier", das „Atelierquartett", die „Komitee-
sitzung für die französische Ausstellung in
Kopenhagen" und die „Sitzung der Kopen-
hagener Akademie der Wissenschaften" (Abb.
XVI. Jahrg., S. 353) sind von einer Natürlich-
keit der Situation und des Ausdrucks, die
außer Kroyer noch kein Künstler erreicht
hat. Die Schultesche Ausstellung enthielt
die Skizzen zu einem großen Teil dieser
Bilder. Besonders geistreich war der Ent-
wurf zum „Atelierquartett". Wie da viele
Menschen in einem von Kerzen mäßig er-
hellten Raum höchst übersichtlich und doch
in aller denkbaren Behaglichkeit untergebracht
sind, wie die Illusion des künstlichen Lichtes
durch diskret verteilte Reflexe auf Möbeln,
Bilderrahmen, Musikinstrumenten, Augen-
gläsern und Gesichtern erzeugt war — das
zeugte für die sicherste künstlerische Em-
pfindung.

Nun sollte man meinen, daß ein Maler,
der so ausgezeichnete Gruppenbilder schaffen
konnte, auch ein hervorragender Porträtist
sein müßte. Leider hat die Ausstellung
diese Annahme nicht bestätigt. Gerade in den

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