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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Vogel, W.: XII. Jahresausstellung der freien Vereinigung Düsseldorfer Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0353

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XII. JAHRESAUSSTELLUNG DER FREIEN VEREINIGUNG
DÜSSELDORFER KÜNSTLER

Cpeisewirtschafren pflegen am Ende der Woche eine langausgedehnte Festlichkeit mitgemacht hat,
^ als ein neues Gericht unter dem Namen Gulasch am anderen Tag sich nicht sonderlich frisch fühlt,
eine gedrängte Uebersicht über die im Laufe der Man kann es den Düsseldorfer Künstlern nicht
Woche dargebotenen Fleischsorten zu geben. Manche verargen, wenn sie nach einer Festlichkeit, die fast
Künstlervereinigungen tischen dem Publikum ein ein halbes Jahr währte (denn eine solche war für
Kunstnuancengulasch als ein ganz neues Gericht die Düsseldorfer die verflossene große Ausstellung),
auf, und doch ist dieses neue Gericht nur eine naturgemäß eine gewisse Ermüdung zeigen und ein
gedrängte Uebersicht über typisch-charakteristische Erholungsbedürfnis empfinden. Diesen Stempel trägt
Kunstäußerungen anderer Städte oder Länder, die etwa die jetzige Ausstellung, allerdings mit vielen
kurz vorher mit den jeweiligen Ortseingesessenen Ausnahmen.

gemeinsam in einer Ausstellung ihre Kunstwerke Von den zwei Arbeiten größeren Formates er-

vereinigten, wähnen wir zuerst diejenige von A. Baur jun.:

Düsseldorf hat eine große nationale Kunstaus- >Daniel in der Löwengrube«. In recht dramatischer
Stellung im neuen Kunstausstellungs-Palast hinter Weise, im Stil eines Rochegroße, hat der Künstler
sich und man erwartet, vielleicht nicht mit Unrecht, sein Thema behandelt. Von einer hohen Mauer
Zeichen von Einflüssen fremder Art in den nun herab wird Daniel, an Stricken gebunden, in die
kommenden kleineren Lokal-Ausstellungen anzu- Löwengrube herabgelassen. Die wilden Bestien
treffen. Hiervon ist nun in der in der Kunsthalle warten teils in Aufregung, teils in lauernder un-
am 15. März eröffneten XII. Jahres-Ausstellung der heimlicher Ruhe auf den Augenblick, der ihnen
Freien Vereinigung noch nichts zu merken. ihr Opfer in faßbare Nähe bringen wird. Von der

Es ist natürlich, daß jemand, der am Abend Mauer in der Ferne folgt eine bewegte Menschen-
menge in Spannung und Erregung dem
Vorgange. Wenn auch in koloristischer
und formaler Hinsicht noch Wünsche
übrig bleiben, so zeigen doch Gedanken
und Komposition einen künstlerischen
Wagemut.

Eine weiche lyrische Grundstimmung
trifft man in dem Werke von Boyer:
Der Mensch gehet auf wie eine Blume
und fällt ab, fleucht wie ein Schatten und
bleibet nicht.« An dem Fuße eines
Heiligenbildes liegt eine junge weiß
gekleidete Mädchengestalt tot hinge-
streckt, ein Ritter in goldener Rüstung
beugt sich über sie und drückt in
tiefstem Schmerz die linke Hand der
Entseelten an seine Wange. Im Hinter-
grunde reiten, wie eine Vision, die
vier apokalyptischen Reiter vorbei, in
eine öde, felsige, von einem schmalen
Flusse durchzogene Landschaft hinein.
Trotz mancher Feinheiten läßt die
Komposition durch Unwahrscheinlich-
keiten und Unklarheiten den Beschauer
nicht zu reinem Genüsse gelangen,
zumal da sie an die Gedankenwelt
eines Hunt, Crane oder Burne Jones
erinnert. Während die Hauptgruppe
etwas wie ein lebendes Bild wirkt, ist
eine größere künstlerische Eigenart,
Kraft, Lebendigkeit und Sinn für deko-
rative Wirkung zu verspüren in den
unheimlichen vier Reitern und ihrer
landschaftlichen Umgebung.

G. v. Bochmann entzückt wieder
in seinem kleinen Bild Am Strande
durch Beobachtungsschärfe, seine Le-
bendigkeit in der Behandlung holländi-
schen Strandlebens, durch seine inter-
essante, witzige Technik wie durch die
Frische seines Tones. Eine breite und
gediegene Formbehandlung zeigt Heu-
ADOLF levier Bildnis pel in seinem frischen Bilde> Ruhende

Frühjahr-Ausstellung der Mänchener Secession Arbeiter--, in seinem > Studienkopf« und

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