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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Zuckerkandl, B.: Die moderne Galerie in Wien: (zur Eröffnung des Provisoriums im Belvedere)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0378

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walter leistikow

kanal (1809)

DIE MODERNE GALERIE IN WIEN

(ZUR ERÖFFNUNG DES PROVISORIUMS IM BELVEDERE»

\/on der „Modernen Galerie", die gleich nach den
* Osterfeiertagen eröffnet werden wird, kann man
als von einer tatsächlich aus dem Boden gestampften
Schöpfung reden. Denn ein vollständiges Abreißen
jeder Tradition, eine vollständige Unkenntnis aller
künstlerischen Enunziationen der letztvergangenen
und der zeitgenössischen Produktion, war bis vor
kurzem leider in Oesterreich gang und gäbe.

In richtiger Erkenntnis, daß der Zweck einer
modernen Galerie der ist, die Höhepunkte zeit-
genössischen Schaffens dem Publikum vor Augen
zu führen, und der Nachwelt gesammelt als Doku-
mente einer Epoche zu überliefern, ist das Prinzip
durchgeführt, nicht nur die Erwerbung heimischer
Leistungen zu bevorzugen, sondern auch Meister-
werke des Auslandes in großmöglichster Anzahl
anzukaufen. Ueberhaupt ist, um die moderne Ga-
lerie von Anfang an auf ein hohes künstlerisches
Niveau zu stellen, die allerstrengste Sichtung des
vorhandenen Materials durchgeführt worden.

Obwohl die jetzige Aufstellung auch, bis zur
Erbauung des städtischen Museums, nur ein Provi-
sorium ist, so muß doch die Wahl dieses Provi-
soriums als ungemein glücklich bezeichnet werden.
Der Unterrichts-Minister hat die Ueberlassung der
Belvedere-Räume, in welchen früher die Ambraser
Sammlung untergebracht war, durchgesetzt, und
diese prachtvollen, im achtzehnten Jahrhundert von
Hildebrandt erbauten Säle bergen jetzt die Enunzia-
tionen der Zeitkunst. Da die prägnante Barock-
Architektur eine glückliche Aneinanderreihung von

Bildwerken unmöglich gestattete, so hat Architekt
Fabiani, welcher mit der Ausgestaltung der Innen-
Dekoration betraut wurde, das Provisorium dadurch
charakterisiert, daß er eine Art spanische Wand-
Abteilung durch alle Räume führte. Diese mit Stoff
bespannten, sehr grazil und leicht wirkenden Ein-
bauten bieten ungemein günstige Hängeflächen,
welche so weit als nur möglich, den Beleuchtungs-
Erfordernissen gerecht werden. Die Hänge-Kom-
mission bewältigte die schwere Aufgabe einer über-
sichtlichen Einteilung in glücklicher und sehr in-
struktiver Weise, indem sie bei der einheimi-
schen Kunstabteilung an dem retrospektiven System
festhielt.

Hier ein Führer durch die moderne Galerie.

Der Eingang führt durch den Belvedere-Garten.
Durch die Haupttüre der früheren Ambraser Räume
gelangt man links in die die heimische Kunst ber-
genden Säle. Unmittelbar mit den in allerjüngster
Zeit Schaffenden wird begonnen, um mit der Vor-
führung der Meister der dreißiger Jahre, um mit
der Schwind-Periode abzuschließen.

Raum I enthält die großen im Vorjahre und
dieses Jahr erworbenen Gemälde von Karl Mediz
und Emilie Pelikan.

Raum II. Hier sind die aus der Hörmann-
Stiftung angekauften Bilder österreichischer Maler
gehängt. Hörmann selbst ist ausgezeichnet ver-
treten. Uprka's >Madonnenanbetung< ziert die
Hauptwand.

Raum III ist in zwei Abteilungen getrennt. Ein

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