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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Nachruf Friedrich Pecht
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0392

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Der langjährige Herausgeber der „Kunst für Alle

FRIEDRICH PECHT

ist am 24. April im neunundachtzigsten Lebensjahre gestorben.

Unsere Zeitschrift betrauert in dem Geschie-
denen, dessen Lebensbild die Freundes-
hand Franz von Reber's im zehnten Jahrgang
der 'Kunst für Alle: entworfen, den Mann, der
sie vor mehr als achtzehn Jahren mitbegründet
hat, dessen schon längst anerkannte Bedeutung
als Kunstschriftsteller von Anbeginn an der
Kunst für Alle die weite Verbreitung schaffen
konnte, die ihr, dem Ziele nach, nötig war. Schon
ein Siebziger damals an Jahren, hat der bis in
das höchste Alter hinein Rüstige sich dieser
neuen Aufgabe noch lang über ein Jahrzehnt
hinaus mit der ihm eigenen, an sich seltenen
Tatkraft gewidmet. Dankbaren Sinnes ge-
denken wir der großen Verdienste, die der
Verewigte sich um unsere Zeitschrift er-
worben, der mannigfachen Förderung, die uns
aus seiner reichen Erfahrung ward. Freudigen
Herzens aber bekennen wir auch, daß Friedrich
Pecht innerlich nie alt geworden ist. Die selbst-
gewählte Einsamkeit, in die sich der Greis nach
und nach zurückgezogen, hat ihn nicht als Grol-
lenden der Kunst unserer Tage entfremdet; die
bis in die letzteZeit hinein noch zu bemerkende
geistige Regsamkeit und vor allem der ehrliche
Sinn und die daraus quellende Wahrheitsliebe
des nun Verblichenen ließen ihn künstlerischen
Fortschritt auch da erkennen, wo seine innerste
Anteilnahme naturgemäß versagen mußte.

Die kunstliterarische Tätigkeit Pecht's,
welche — das Vorwort seiner ersten Buch-
veröffentlichung Südfrüchte- datiert vom
April 1853 — vor einem halben Jahrhundert ein-
setzte, ist in ihrer Art bahnbrechend gewesen.
Es geschah rasch, daß Pecht's fesselnde Dar-
stellungsgabe sich die Gunst des Publikums
gewann, seine Ueberzeugungstreue aber, die
ehrliche Gerechtigkeitsliebe seines Urteils, und

die in ihm bekundete Selbständigkeit, die, auf
einer früh erstrebten materiellen Unabhängig-
keit fußend, sich jeder Unterwürfigkeit und
Feilheit nach der einen, jeder Streberei nach
der anderen Seite fern hielt, ließen ihm in
seinem kritischen Richteramte das Vertrauen
ganz Deutschlands die Jahrzehnte hindurch
gewahrt bleiben.

Pecht's Kunstkritiken mögen uns heute
antiquiert anmuten, sie mögen in mancher
Hinsicht auch nicht den Ansprüchen genügen,
welche die heutige Kunstbetrachtung uns uner-
läßlich erscheinen läßt: tausendfach doch hat
die künftige Entwicklung da und dort seinem
einstigen Urteil recht gegeben, das er aus
sicherer Erkenntnis gefällt hat. Und wenn
schließlich auch vieles aus der journalistischen
Tagesproduktion des Verewigten vergänglich
erscheinen muß, eine bleibende Bedeutung
beanspruchen seine großen Quellenwerke: die
zwischen 1877 und 1885 entstandene vier-
bändige Serie der Einzeldarstellungen von
Deutschen Künstlern des neunzehnten Jahr-
hunderts , die 1888 veröffentlichte »Geschichte
der Münchener Kunst im neunzehnten Jahr-
hundert , und schließlich die Lebenserinne-
rungen »Aus meiner Zeit«, die Pecht 1894
herausgab.

Sie sind die letzte größere Veröffentlichung
gewesen, die der unermüdliche Greis der kunst-
freundlichenWelt geboten hat; neunjahre noch
konnten ins Land gehen, ehe sich auch an
diesem arbeitsfrohen Kämpfer das Wort er-
füllte, mit dem er seine Erinnerungen be-
schlossen: 'Als alter Soldat fällt man am
besten auf seinem Posten!«

Möge das Andenken an den teuren Toten
ein allezeit gesegnetes sein.
 
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