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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Volkmann, Ludwig: Das Wesen der Kunst: ein Schlußwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0398

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leo samberger

prof. jos. flossmann

DAS WESEN DER KUNST
Ein Schlußwort von Ludwig Volkmann

In meinem Aufsatz Das Geistreiche im Kunst-
* werk (Heft 7 dieses Jahrgangs der >K. f. A.') habe
ich Konrad Langes Buch Das Wesen der Kunst
gestreift und meine Stellung zu den entscheidenden
Grundgedanken dieser realistischen Kunstlehre
kurz angedeutet. Ich vermißte darin vor allem den
Begriff der Klärung und Bereicherung unserer Vor-
stellung als wesentlichsten geistigen Faktor des
künstlerischen Schaffens wie des künstlerischen Ge-
nießens, während ich in dem bloßen Wechsel
zweier Vorstellungsreihen oder dem Hin- und
Heroscillieren zwischen Schein und Wirklichkeit
keine erschöpfende Erklärung der lusterregenden
Kraft des Kunstwerkes erblicken zu können glaubte.
Unter der Ueberschrift Das Künstlerische in der
Kunst hat hierauf Herr Professor Lange (in Heft 10
und 11) eine ausführliche Entgegnung veröffentlicht,
die im großen und ganzen den Inhalt einer inter-
essanten Privatkorrespondenz zwischen uns wieder-
holt, begreiflicherweise aber daraus nur seine Ar-
gumente, nicht die meinigen, zum Ausdruck bringt.
Es sei mir daher ein kurzes Schlußwort in dieser

Frage gestattet; denn obgleich diese Zeitschrift für
eine ausführlichere wissenschaftliche Kontroverse
nicht der rechte Ort sein würde, so darf doch
heute auch bei der Allgemeinheit ein lebhaftes
Interesse an diesen grundlegenden Problemen vor-
ausgesetzt werden.

Zunächst eine grundsätzliche Bemerkung. Konrad
Lange geht in seiner Erwiderung von der Be-
trachtung aus, daß ihn die Ablehnung seiner Lehre
seitens der zünftigen Aesthetik nicht verwundert
habe, daß er aber überrascht sei, die Grundlagen
seiner Beweisführung auch von solchen mißbilligt
zu sehen, die ein persönliches Verhältnis zur bil-
denden Kunst haben und in der Abweisung inhalt-
licher und idealistischer Forderungen ganz mit ihm
übereinstimmen. Anstatt nun aber den wirklichen
Grund dieser in der Tat auffallenden und sehr be-
zeichnenden Erscheinung zu suchen, führt er alles
nur darauf hinaus, daß er mißverstanden worden
sei, und daß man die ganze Bedeutung seiner Lehre,
vielleicht eben wegen ihrer Neuheit, nur noch nicht
zu ermessen vermöge. Das geht denn doch nicht

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