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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Volkmann, Ludwig: Das Wesen der Kunst: ein Schlußwort
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(

«*^Ö> DAS WESEN DER KUNST — NEUE BUCHER Cä^

graphie etwa einer bekannten Gegend oder Person- _ R| ipur/D

lichkeit eine sehr bestimmte Illusion, nur eben eine INLUL. DuLrlLn

nüchterne, nichtssagende, unsere Vorstellung im Die Kunst. Sammlung illustrierter Monogra-

besten Falle wieder auffrischende, nie aber be- phien. Band I. L ucas Cranac h von Richard Muther.
reichernde. Und zum allergewagtesten Mittel muß Band II. D ie L u t h e rs t ad t W i tte nberg von Cor-
Lange dort greifen, wo er zeigen will, daß die Be- nelius Gurlitt. (Berlin, Julius Bard, jeder Band M. 1.25.)
reicherung deshalb nicht das Wesen des Kunst- Unter dem selben Titel wie diese Zeitschrift >Die

genusses ausmachen kann, weil sie von den großen Kunst« — das ganze Universum des künstlerischen
Massen meist zunächst gar nicht empfunden und Schaffens also bezeichnend - gibt Richard Muther
verstanden wird. Wenn er dort sagt, daß man die neue künstlerische Monographien heraus. Tempera-
Fähigkeit des Künstlers, unmittelbaren Kunstgenuß mentvoll wollen diese Bändchen einzelne Künstler
zu erzeugen, und seine Bedeutung im höheren Sinne und Kunstgebiete begreifen machen. Die zünftigen
wohl voneinander unterscheiden muß , so kann ich Historiker werden schon deshalb viel daran zu nör-
ihm nur darauf erwidern, daß ich
allerdings voraussetze, daß man
die -höhere Bedeutung des Künst-
lers« ins Auge faßt, und nicht die
>Aesthetik der Zurückgebliebenem,
wenn man ein Buch über das
Wesen der Kunst schreibt. Daß
diese höhere Bedeutung nicht eine
außerkünstlerische, sondern nur
eine künstlerische sein kann, sollte
gerade mein Aufsatz kurz zusam-
menfassen, und ich weiß nicht,
warum Lange diese Frage, in der
wir nach seinen eigenen Worten
durchaus einig sind, zum Schluß
überhaupt nochmals berührt. Und
deshalb ist auch die Bereicherung,
die der Künstler uns verschafft,
nicht eine quantitative, sondern
lediglich eine qualitative, womit
etwas sehr anders gemeint ist als
Konrad Langes iErgänzungstheo-
rie«, die er in den letzten Worten
seiner Entgegnung streift. -Die
Natur überzeugend darzustellen
und der Menschheit damit einen
Ersatz für das Leben und eine
Ergänzung der Wirklichkeit zu
bieten ist ihm das höchste Ziel
der Kunst. Ich brauche kaum zu
betonen, daß mir auch diese Auf-
fassung zu äußerlich ist, und daß
ich statt dessen lieber von einem
Gewinn für das Leben und einer
Vertiefung und Bereicherung un-
seres Verhältnisses zur Wirklich-
keit sprechen möchte. Doch genug
Was hier gesagt wurde, erhebt nun
nicht etwa seinerseits den An-
spruch, die Aesthetik auf eine
neue Grundlage zu stellen. Ich
habe Langes Ansichten eine gegen-
teilige Auffassung gegenüberge- leo samberger maler josef huber
stellt, nicht um seine Theorie, wie
er sich etwas hart ausdrückt, >mit

ein paar mißverständlichen Einwänden abzutun , geln haben, ein freies und leichtbewegliches Völk-
sondern lediglich um den Lesern dieser Zeitschrift chen aber von Kunstfreunden, von solchen, die nicht
die Gelegenheit zur eigenen gegenseitigen Abwä- durch vergilbte Folianten zu künstlerischem Mit-
gung der beiden Prinzipien zu bieten. Ich selbst genießen, sondern durch Freunde der Künstler sich
bin nach wie vor der Meinung, daß Konrad Lange führen lassen wollen, wird sich freuen über diese
in seinem Buche uns zwar sehr schätzenswerte reizvoll ausgestatteten Bändchen und freudig wird
Anregungen und Aufklärungen über so manche es seinen wort- und seelbegabten Führern folgen,
wichtige tatsächliche Vorbedingung der Kunst ge- wie einst die Jugend hinter der verlockenden Pfeife
geben hat, daß aber das Wesen der Kunst darin des Rattenfängers von Hameln. — Auf einzelne Bänd-
nicht erschöpft ist. chen speziell einzugehen werden wir wohl später

einmal Gelegenheit haben: inzwischen wird sich
gewiß ein großer Liebhaberkreis für diese Mono-
graphien bilden; denn echt künstlerisches Erfassen
spricht aus dem Text, verfeinerter Geschmack aus
ihrem Aeußern. e.w. b.

Die Kirnst flu Alle Will

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