Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

DOI Artikel:
Vincenti, Carl Ferdinand von: Ein Wiener Landschaftsmeister: August Schaeffer: ein Jubelblatt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0408

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EIN WIENER LANDSCHAFTSMEISTER: AUGUST SCHAEFFER

Ein Jubelblatt von Karl von Vincenti

Ich gestehe offen, abgesehen, heute in Wien kaum einen Maler
daß ich mich geben, welcher wie Schaeffer, noch in der Ueber-
für Jubiläen im lieferungskunst wurzelnd, sich mit so über-
allgemeinen nicht zeugter und überzeugender Freudigkeit zur
sonderlich zu er- gesunden Moderne bekennt. Der außerordent-
wärmen vermag. liehe Fortschritt, welchen die Landschafts-
Diesmal aber tue kunst in den letzten Jahrzehnten gemacht,
ich mit und von hat bei ihm geradezu eine intuitive Emp-
Herzen. Nicht fänglichkeit gefunden. Ich möchte nicht von
etwa, weil unser einem Alterswunder sprechen, wie die Renais-
Landschafts- sance es gekannt und Rudolf v. Alt, der Neun-
meister August ziger, es verkörpert, denn, blickt man unserem
Schaeffer als k. Schaeffer-Bildnis aus jüngster Zeit ins Auge,
u. k. Regierungs- so glaubt man dem Manne schlechterdings
august schaeffer rat und Direktor den Siebziger nicht. Einen Glauben aber hat

der Kaiserlichen August Schaeffer wieder in uns gestärkt, den
Gemäldegalerie eine Instanz im Wiener Kunst- Glauben an die höchste künstlerische Schaf-
leben ist, sondern weil er trotz dieser offi- fensreife menschlicher Spätzeit, welche
ziellen Stellung ein großer, vornehmer Künstler inmitten der überlauten, überfertigen und
geblieben, ja, sich inmitten aller Sorgen, überurteilenden Jugend von heute so
Mühen, Verantwortlichkeiten und dienst- manchem junggebliebenen Alten Trost gibt,
lichem Kleinkram derselben zu noch höherem Ein Siebziger mit Herz, Hand und Auge
Können entwickelt und jetzt als
Siebziger einen Gipfel erklommen
hat, von dem er auf ein über-
reiches Künstlerleben noch im
vollen Nachmittagsstrahle herab-
blickt. Soll ein Jubiläumswort ein
so reiches Künstlerleben aus-
schöpfen? Bei Schaeffer undenk-
bar. Nicht allein als Künstler ist
er seit fast einem Halbjahrhundert
mitten in der Wiener Kunstent-
wicklung gestanden mit ihren
Kämpfen, Erfolgen und Ent-
täuschungen, sondern auch als
Kunstförderer und Leiter, Kunst-
beamter und -Gelehrter, Kunst-
schriftsteller und -Vortragender
und — nicht am wenigsten als
liebenswürdiger, neidloser, hilfs-
bereiter Kollege und Mensch. Mit-
gründer der „Eintracht", — wie
eigen berührt heute dieses Wort!
— aus deren Verschmelzung mit
dem Albrecht Dürer-Verein die
Genossenschaft hervorging, die
bis zum Secessionseinbruch herr-
schend gewesen, ist Schaeffer ein
Meistverdienter um die Wiener
Kunst. Es gab Schaffenspausen
in seinem Leben, die uns besorgt
machen konnten, aber allemal waren
es Kraftsammlungen gewesen.

So dürfte es, von Rudolf v. Alt august schaeffer es will frühling werden

383
 
Annotationen