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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Rosenhagen, Hans: Die siebente Kunstausstellung der Berliner Secession, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0419

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E

DIE SIEBENTE KUNSTAUSSTELLUNG

DER BERLINER SECESSION

Von Hans Rosenhagen

s wird soviel über den schlechten Kunst- mein, daß sie die vorige an Eindrucksfähig-
geschmack desdeutschen Publikumsgeklagt, keit übertrifft. Dabei enthält sie gar nichts
Wer hat ihn erzeugt? Wer tut etwas, um das Sensationelles. Mehr denn je aber tritt die
Uebel zu beseitigen? Sehen wir nicht die Absicht auf gute Malerei in den Vordergrund,
meisten Künstler ängstlich bemüht, sich mit erfreulicherweise ohne bemerkbare Anlehnung
dem Geschmack des Publikums in Einklang an Vorbilder. Nachdem die jüngeren Berliner
zu bringen, ihm zu schmeicheln, ihn zu über- Künstler einmal begriffen haben, was gute
raschen oder zu brüskieren, nur um ange- Malerei ist, bemühen sie sich jetzt ersicht-
nehm oder unangenehm bemerkt, jedenfalls lieh, das Persönliche zur Geltung zu bringen,
aber bemerkt zu werden? In dem gleichen Sie haben dieses Mal eine äußerst gefähr-
Geiste operieren die meisten Ausstellungs- liehe Probe auszuhalten, denn sie stehen
leitungen. Alles sorgt um die Gunst des wie noch nie in Konkurrenz mit den besten
Publikums. Ist es da ein Wunder, wenn Malern der Zeit. Und sie halten sich. Ihre
dieses übermütig wird, von dem Künstler Bilder sehen neben den vorhandenen Meister-
Werke verlangt, die ihm gefallen, von den werken von Leibi, Trübner, Liebermann, von
Ausstellungsleitungen fordert, daß
sie seine Ansprüche befriedigen.
Man gibt dem Publikum, was es be-
gehrt. Nur hin und wieder wagen
einige Revolutionäre einen Wider-
spruch, drängen auch gelegentlich
den Geschmack des Publikums in
eine andere Richtung; aber dann
nimmt die Tyrannei ruhig wieder
ihren Fortgang. Ist das Erziehung?
— Nachdem die Berliner Secession
während der fünf Jahre ihres Be-
stehens konsequent Ausstellungen
von ausgesprochen künstlerischem
Charakter veranstaltet hat, die nicht
die geringste Rücksicht auf die
Gefühle des Publikums erkennen
ließen und dennoch dessen Beifall
fanden, darf man wohl sagen, daß
das Publikum unterschätzt worden
ist, sowohl in seiner Erziehungs-
fähigkeit als auch in seinen An-
sprüchen. Das Publikum ist immer
so wie es behandelt wird: Vornehm
oder plebejisch, rücksichtsvoll oder
brutal, für gute oder für banale
Kunst.

Die Berliner Secession hat es in
diesem Jahre sogar wagen können,
den Besuchern ihres kleinen Hau-
ses mit einer etwa zweihundert
Werke enthaltenden Ausstellung
entgegenzutreten, die im wesent-
lichen auf den Kennergeschmack
berechnet ist. Und diese Ausstel- leo frhr. von König bildnis der malerin m. tardif

lung hat Erfolg. Man rindet allge- Aussteilung der Berliner Secession

Die Kunst für Alle XVIII. 17. 1. Juni 1903.

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