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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Rosenhagen, Hans: Die siebente Kunstausstellung der Berliner Secession, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0445

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-*-iÖ> BERLINER SECESSION -ein-

zeichnet auch die Schöpfungen Erler-Sama-
den's aus, dessen „Garten einer alten Dame"
(s. S. 422) und die „Winternacht" mit dem
flimmernden Schnee sehr respektable Talent-
proben vorstellen. Von Walter Georgi,
der sicher einer der begabtesten deutschen
Künstler ist, hat man hier und anderswo
allerdings schon glücklichere Schöpfungen ge-
sehen als die Schöne, die unter Bäumen, an
einem Teich die Kleider ausgezogen hat und
sich die warme, rote „Abendsonne" auf den
jungen Leib scheinen läßt (Abb. untenstehend).
Angenehmer wirkt schon die junge Dame, die
„in der Gartenlaube" allein und in Gedanken
verloren vor einer Kaffeetasse sitzt, und ganz
ausgezeichnet ein „Bauernhof" in Georgis be-
kannter und mit Recht bewunderter Art.
Gustav Bechler erscheint, besonders im
Vergleich mit Erler-Samaden, in seiner Schil-
derung der winterlichen Alpennatur — „Schei-
dender Winter" heißt sein Bild (Abb. s. S. 424)
— ein wenig sachlichtrocken. Von F. W.
Voigt's Bildern, unter denen das „Volks-

VCALTER GEORGI ABENDSONNE
Berliner Secession — Kollektion der »Schallet

fest" (s. S. 425) zweifellos das gelungenste
ist, möchte man sagen, daß sie mehr
lustig und effektvoll als persönlich sind.
Durch einen gewissen gehaltenen Geschmack
machen sich Robert Weise's Leistungen an-
genehm bemerkbar. (Abb. s. S. 420 u. 421).
Leider ergibt die Kombination von Grau und
Blau in seinem neuen großen „Damenbildnis"
eine etwas flaue Wirkung, die durch die son-
stigen guten Eigenschaften des Bildes nicht
ganz aufgehoben wird. Wie aber auch in
Einzelfällen geurteilt werden mag — der Ein-
druck bleibt, daß in der Scholle selbständige
und originelle Kunst gemacht wird.

Von Arbeiten des Auslandes seien als die
wichtigsten genannt: Des Russen Philipp
Maljavine's bereits früher in dieser Zeit-
schrift (XVI. Jahrg. S. 566) reproduziertes
Riesenbild „Das Lachen" mit den fünf
rotröckigen Bäuerinnen auf dem Felde, die
über einen, dem Beschauer verborgen blei-
benden Vorgang sich der wildesten Heiter-
keit hingeben. Uebrigens eine outriert breite,
virtuose Malerei. Der kecke Seroff ist
pariserisch elegant geworden. Sein „Damen-
bildnis" (Abb. s. S. 434), bis auf die olivgrüne
Corsage der Dargestellten auf Weiß gestellt,
ist einschließlich des Hundes nach Sargents
Vorbild gemalt und nicht einmal gut. Echter
und besser ist ein „Bauernhof", in dem zwi-
schen einer gelben Mauer und einer grauen
Holzwand ein Mädchen in rötlicher Jacke
eine schwarze Kuh melkt. In St. Röhrich
lernt man einen russischen Gallen kennen,
der einen altrussischen Kultusplatz mit in-
dianerhaft rohen, hölzernen „Götzen" malt
und unter der Bezeichnung „ Altrußland" ein
Ufer zeigt, wo Drachenschiffe zur Kriegsfahrt
gerüstet werden. Auch M. Wrubel's „Phan-
tasie" (s. S. 435) — ein in rotblühenden Disteln
stehender Pan sieht vorüberziehenden Steppen-
rossen nach — kann nicht eben hochgestellt
werden. Der violettrote Gesamtton des Bildes
berührt entschieden unangenehm. Umso amü-
santer ist wieder der ausgezeichnete Somoff.
Er zeigt hier eine neue seiner Rokokophanta-
sien, die so geeignet sind, die mehr oder minder
stark pointierten Aeußerungen seiner nicht
immer ganz reinen Sinnlichkeit in unauf-
fälliger Form zu bieten. Die Scene, die sich in
seinem „Abend" (Abb. s. S. 433) unter den mit
Traubengehängen bedeckten Gartenspalieren
abspielt, gibt ihm Gelegenheit, ein allerliebstes
Farbengedicht, beginnend mit Goldbraun und
Pfaublau und ausklingend in Grau und Gelb,
vorzutragen. Eine Anzahl Pastelle von Tou-
louse de Lautrec führt den Beschauer in
Häuser, wo Weiberfleisch zum Verkauf steht.

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