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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Rosenhagen, Hans: Die siebente Kunstausstellung der Berliner Secession, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0448

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Wunderbare Charakter- und Milieu-Schilde-
rungen sind darunter und einige eminent
künstlerisch wiedergegebene Porträts. Lautrecs
Beobachtungsgabe kommt ferner in dem Bild-
nisse eines Lebemanns, den man lässig durch
ein Promenoir daherwandeln sieht, und in
einem Bilde aus Moulin La Galette, dem
bekannten Pariser Tanzlokal, zur schönsten
Geltung (Abb. s. S. 429). Von Monet sieht
man seine berühmte Leistung aus der Manet-
Periode, das unvergleichlich gemalte, voll der
intimsten Beobachtungen steckende Bild „Auf
der Bank" (s. S. 427), und eine neuere „Kathe-
drale". Jozef Israels ist mit drei Bildern
erschienen, unter denen „Bootsarbeiter"
und eine ihren heißen Kaffee blasende
Frau als Licht- und Luft- und Seelen-
malerei bemerkenswert sind. Ein neuerer
Künstler, R. Canals, gibt in der farben-
sprühenden Darstellung einer „Spanischen
Zigarettenfabrik" (s. S. 428) eine interessante
Talentprobe. Cezanne ist nicht ganzseiner Be-
deutung entsprechend vertreten. Dagegen gut
wieder Forain (s. S. 430)und ferner Vuillard,
Bonnard und Andre, überdiebei Gelegenheit
der Neoimpressionisten-Ausstellung im Salon
Cassirer das Wesentlichste bereits gesagt ist.

Von der wenigen vorhandenen Plastik sind
die Schöpfungen Rodin's bereits erwähnt.
Der Belgier Minne hat das von der Wiener
Secession her bekannte steinerne Grabmal
für den Dichter Rodenbach ausgestellt (Abb.
s. S. 169 d. lauf. Jahrg.). Von deutschen
Bildhauern kommt außer Oppler, der u. a.
den äußerst lebensvollen und dabei ganz ein-
fach gemachten Kopf eines bartlosen Mannes
zeigt (Abb. s. S. 437), Stanislaus Cauer
(s. S.436) und Nicolaus Friedrich, diesermit
einer allerdings ziemlich kunstgewerblichen
Brunnenfigur (s. S. 437), eigentlich nur Fritz
Klimsch in Betracht, derin der „Salome" (Abb.
s. S. 432) sein bisher bestes Werk geschaffen.
Die Tochter der Herodias ist in dem Augen-
blick dargestellt, wo man ihr das Haupt des
Täufers bringt. Mit einem bösen Lächeln wartet
sie darauf. Die technische Behandlung des
vollen schlanken Körpers ist außerordentlich
gelungen, nur das Gewand wirkt vielleicht
etwas kleinlich. Jedenfalls macht die Schöp-
fung des begabten Künstlers einen starken
Eindruck.

Im Katalog der Ausstellung hat dieses Mal
Wilhelm Trübner das Wort zur Einführung
genommen. Er sagt etwas sehr Richtiges

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