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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Werner, H.: Anselm Feuerbachs Vermächtnis
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischtes - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0037

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-^Sg5> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <ä£^-

dauerndem geselligen Verkehr ebenso unfähig
wie zur inneren Bewahrung einer wirklich
freundschaftlichen Gesinnung. Jähem Wechsel
in seinem Urteil über Personen nur zusehr
geneigt, war er mißtrauisch, einseitig und
ungerecht.

Auch der „Patriot" Feuerbach ist nun
nicht mehr zu retten. Seine Erbitterung
gegen sein Vaterland, das ihn solange nicht
als Meister anerkennen wollte, steigerte sich
frühe zu wahrem Haß. Dieser verblendete
ihn so, daß er auch für die nationale Er-
hebung nach dem großen Krieg gar kein
Verständnis fand und daraus nur Unheil für
Deutschland folgerte.

So muß sich die populäre Auffassung, die
in Feuerbach noch viel mehr den Heros
sehen möchte, als dies selbst die Buchaus-
gabe des Vermächtnis gestattet, manche
schmerzliche Berichtigung gefallen lassen.
Der wissenschaftlichen Erforschung von Feuer-
bachs Leben ist die Pflicht zugewiesen, er-
kannte Irrtümer nicht zu verheimlichen.

Erfreulicher und schöner ist noch eine
andere Verpflichtung, die auch für diese
kleine Abhandlung aus der Kenntnis des
Berliner Nachlasses erwächst.

Mußte die Autorität Henriette Feuerbachs
als Herausgeberin der Biographie ihres Sohnes
erschüttert werden, so erfordert die Gerech-
tigkeit, auf sie als eine wahre Märtyrerin
duldender und sorgender Mutterliebe hinzu-
weisen. Ein wunderbares Frauenbild, das
ausführlichere Würdigung wohl verdiente,
stellt sich aus ihrem Briefwechsel mit Anselm
dar, bedeutungsvoller und rührender als das
seither bekannt war. Sie hat wirklich alle
Leiden und Mühen des Sohnes, der nicht
einmal ihr leibliches Kind war, geteilt. Sie
hat für ihn gedarbt und mit ihm gekämpft.
Mit unfaßbarer Geduld und Sanftmut nahm
sie auch die aufregendsten Briefe hin, die
ihr der krankhaft Nervöse in rücksichtslosem
Bekenntnis seiner Augenblicksstimmungen
schrieb. Er selbst hat in seiner Erregung
wohl gar nicht empfunden, welche Qualen
er ihr dadurch schuf, aber zu dem prüfenden
Leser spricht ihr Inhalt deutlich genug.

Unerschöpfliche Liebesfülle und eine auf
feinste Auffassung gegründete wissenschaft-
liche und künstlerische Bildung gaben ihr die
Kraft, sich eine ideale Anschauung uner-
schüttert zu wahren. Niemand hat deren
praktische Bedeutung eindringlicher erfahren,
als ihr Sohn Anselm.

H. Werner

Die Kunst für Alle XIX

PERSONAL- UND

ATEUER-NACHRICHTEN

r\ÜSSELDORF. Professor Peter Janssen hat sein
Riesenwandgemälde im Rathaussaale zu Elber-
feld vollendet. Packend und überwältigend ist die
Wirkung des Werkes, das schon in der deutsch-
nationalen Düsseldorfer Kunstausstellung 1902 in
seinem Entwürfe und der großen Zahl der so innig

FRANZ STUCK STUDIE

und wahr empfundenen, so kräftig gesund und
realistisch aufgefaßten Studien die allseitige Be-
wunderung erregte. Der Gegenstand der Dar-
stellung ist folgender: Nach dem großen Brand,
der Elberfeld ganz einäscherte und die Bürger
zwang, außerhalb der Stadtmauern vor dem wüten-
den Element Schutz zu suchen, beeilten sich die
umliegenden Nachbarstädte und Ortschaften, den
Obdachlosen, die all ihr Hab und Gut verloren, die
aller Lebensmittel bar, zu Hilfe zu eilen. Die
Mitte des Bildes zeigt uns eine lange Reihe von
Wagen, mit prächtigen schweren Gäulen bespannt,
mit hellen Zelttüchern gedeckt, unter denen sich
die Liebesgaben für die Hilfsbedürfiigen befinden.
Eine wildbewegte Gruppe entwickelt sich um das
 
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