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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Eckener, Hugo: Das "Wie" und das "Was" in der Kunst, [1]: ein paar neue Variationen über ein altes Thema
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0053

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Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

FRANZ STUCK RINGELTANZ
Photographieverlag von Franz Hanfstaengl, München

DAS „WIE" UND DAS „WAS" IN DER KUNST

Ein paar neue Variationen über ein altes Thema
Von Dr. Hugo Eckener (Friedrichshafen)

Seit den Tagen der alten spekulativen
„Aesthetik", an deren orakelhaftem Tief-
sinn und unfruchtbarer Begriffsspalterei man
sich den Magen sehr gründlich verdorben
hatte, ist die Neigung zu allgemeineren ästhe-
tischen Untersuchungen ziemlich schwach.
Durch so viel unzulängliche Definitionsver-
suche gewitzigt, ist man sehr vorsichtig ge-
worden in seinen Behauptungen über an-
gebliche „wahre und gute" oder „schlechte
und falsche" Kunst. Das künstlerische
Streben ist sozusagen sakrosankt geworden;
es haftet geradezu ein Odium rückständiger
Barbarei an den Versuchen, die Kunst irgend-
wie hofmeistern zu wollen. Man begnügt
sich heute zumeist mit historischen Unter-
suchungen und mit konkreter Kritik von Fall
zu Fall und schwört im übrigen weitherzig-
resignierter Weise zum manchesterlichen
Grundsatz des „laisser aller" auf dem Ge-

biete des Kunstlebens. Man gibt dem alten
Voltaire Recht: „Tout genre est bon hors
le genre ennuyeux", denn „das Was? ist
nichts, das Wie? ist alles in der Kunst".
Und gar die Kunst aus moralischen oder prak-
tischen Gesichtspunkten beurteilen wollen !. . .
„L'art pour l'art'" heißt die, bezeichnender
Weise wieder französische, Parole.

Es scheint indessen, als ob die Kunst-
philosophen und Ethiker mehr durch die
herrschende öffentliche Meinung eingeschüch-
tert als im Herzen überzeugt seien. Recht
ergötzlich wurde mir das dieser Tage zu Ge-
müte geführt, als ich zwei Broschüren las,
die zufällig in extremster Weise die ent-
gegengesetzten Standpunkte vertraten. Es
waren zwei bereits ältere Schriften, die ich
s. Z. ungelesen bei Seite gelegt hatte, die
erste Tolstois bekannte oder wohl besser „be-
rüchtigte" Anklage „Gegen die moderne Kunst",

l>ie Kunst für Alle XIX.

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