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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen - Denkmäler - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0061

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PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <ö^-

W/IEN. Hat ein Kunst-Mäcen das Veto-Recht? digen, so tief ist der Respekt vor diesem sterilen
" Diese Frage wird augenblicklich sehr lebhaft Schlagwort-Begriff der Allgemeinheit eingewurzelt,
in der österreichischen Kunstwelt diskutiert. Ein daß selbst eine Jury, die ein Urteil gesprochen
in den Annalen der Kunst wohl vereinzelt da- hat, erschrickt, irre wird, und ihren Urteils-
stehendes Geschehnis gibt dazu Anlaß. Dem her- Spruch zurücknimmt. Der Auftrag, welchen der
vorragenden polnischen Künstler Josef von Me- Krakauer Maler Josef Mehoffer erhalten hatte, die
hoffer, der u. a. auch zu den Restaurierungs- Kathedrale von Plock auszumalen, wurde infolge
arbeiten des Wawel hinzugezogen ist, waren von der gräflichen Kundgebung zurückgezogen. — Graf
der Geistlichkeit zu Plock hochbedeutende Aufträge Lanckoronski hat stets intensives Kunstinteresse
erteilt worden. Ein kirchlich monumentales Werk, an den Tag gelegt. Bedeutende Mittel verwendete
die Ausmalung der Kathedrale von Plock wurde ihm er zur Erwerbung bedeutender Sammlungen. Weder
übertragen. Und zwar wurden die Skizzen einer an die Antike noch die Renaissance und das achtzehnte
zuständiger Stelle ernannten Jury vorgelegt, von Jahrhundert blieben ihm fremd. Mit vieler Sorgfalt
dieser geprüft und zur Ausführung angenommen. wurden all diese Zeugnisse versunkener Kultur-
in einer der letzten Ausstellungen der Wiener blüten aufgestellt. Auch in den Restaurierungs-
Sezession konnte man die Skizzen bereits sehen, fragen trat er für den künstlerisch gesunden Be-
da der Künstler dieser Arbeit schon zwei Jahre wahrungs- und gegen den Ergänzungs-Standpunkt
seines Lebens widmet. Da plötzlich fand es einer auf. Ist man deshalb aber ausersehen und berech-
der akkreditiertesten Kunstmäcene Oesterreichs für tigt, das Wesen der zeitgenössischen Kunst souverän
angemessen, in einem offenen Brief die Beteiii- bestimmen zu wollen? Ist der Sammler-Typus
gung Mehoffers an den Restaurierungsarbeiten des eins mit dem Typus eines Förderers lebendiger
Wawel einer scharfen Kritik zu unterziehen und Kunst? Was ist denn eigentlich ein Kunstmäcen?
gegen die Arbeiten des Künstlers zu demonstrieren. Dieser Begriff entstand zu einer Zeit, in welcher
Graf Lanckoronski übte damit gleichsam ein politisch hervorragende Standes-Persönlichkeiten,
sich selbst erteiltes Vetorecht aus, und so groß die reich, mächtig und maßgebend für die Ge-
ist der Einfluß eines »anerkannten« Kunstverstän- staltung ihres Landes, ihrer Stadt waren, Ehrgeiz

franz stuck

Die Kunst für Alle XIX.

Photographieverlag von Franz Hanfstaengl, München

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neckerei
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