Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

DOI Artikel:
Esswein, Hermann: Bild und Bildgrösse
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0106

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOHN BATTEN DAS ERWACHEN BRÜN HILDES

BILD UND BILDGROSSE*)

Von Hermann Esswein

Der freie, schöpferische Trieb, der den
geistigen Gehalt des Kunstwerkes heraus-
bildet, muß, um zur Darstellung zu gelangen,
um in Erscheinung treten zu können, einen
Kampf mit mannigfachen Notwendigkeiten
bestehen.

Das Studium der Formen, Farben und Be-
wegungen, die Uebungen des Auges und
der Handfertigkeit stehen unter diesen Not-
wendigkeiten wohl an erster Stelle, doch
treten noch zahlreiche, außerhalb der rein-
künstlerischen Tätigkeit liegende Faktoren
hinzu, die trotz ihres mehr äußerlichen Cha-
rakters von bestimmendem Einfluß auf das
Zustandekommen des Kunstwerkes sind. Zu
ihnen gehört auch die räumliche Ausdehnung
des Bildes, die Bildgröße.

Für den ästhetischen Gesamteindruck des
Werkes ist es keineswegs ohne Belang, wie
sich diese beiden Faktoren zu einander ver-
halten. Ein räumlich sehr ausgedehntes Werk

*) Vrgl. den Artikel „Bild und Rahmen14 in Heft 12 d. vor. Jahrg.

muß diese Ausdehnung durch einen ent-
sprechenden geistig - künstlerischen Gehalt
rechtfertigen. Ein starkes künstlerisches
Vermögen andererseits, eine überquellende
Gestaltungskraft, darf sich nicht in ein zu
kleines Format zwängen, dessen Grenzen sie
alsdann gleichsam mit Gewalt zersprengt.
Zur Erzielung des ästhetisch-befriedigenden
Totaleindruckes ist es vielmehr unbedingt not-
wendig, daß künstlerischer Gehalt und Bild-
größe des Werkes miteinander in einem har-
monischen Verhältnisse stehen, dessen Norm
hier festzulegen versucht werden soll. Greifen
wir dazu auf die Anfänge der Malkunst zu-
rück, so sehen wir dieselbe als Dienerin
einer älteren Kunstübung, die in allerengstem
Kontakte mit den realen Lebensnotwendig-
keiten steht. Wir sehen die Malerei im
Dienste der Architektur.

Der Architekt schuf die Räume und in
ihnen die architektonisch gegliederten Wand-
flächen, die ihrerseits dem Maler die räum-
liche Ausdehnung seines Werkes, die Bild-

93
 
Annotationen