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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Von Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0117

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-s^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ös^

Zur Zeit sieht man der Bildung der Juries (Lokal- beschauen kann. Zum ersten Male begegnen wir
und Zentraljury) und der Aufstellung der Listen Jos. Israels auf einer Ausstellung und gleich mit
jener Kunstwerke entgegen, die aus öffentlichen und vier großen Bildern, von denen drei zu dem Besten
Privatsammlungen gewählt werden sollen. »In Be- gehören, was wir von ihm kennen. Wirklich meister-
zug auf die künstlerische Ausgestaltung der sehr haft in der Technik und aufrichtig empfunden sind
umfangreichen Räume in St. Louis steht der Haupt- seine >Ankerdragers«; prächtig die grüngraue Farbe
vorstand in Unterhandlung mit einem unserer her- des Wassers, überzeugend Bewegung und Ausdruck
vorragendsten Architekten, dem der Hauptsaal und der Männer, fühlbar der Druck der Last, die sie
das Vestibül zugedacht ist. Die anderen Räume schleppen. Von dem Sohne des großen Künstlers,
werden an die erprobtesten Kräfte verteilt. Ueber Isaak Israels (Amsterdam), figuriert ein einziges
Transport und Versicherung der Kunstwerke gehen Bild >Stickerinnen«, ein echtes Produkt des Groß-
die Verhandlungen ihrem Abschluß entgegen. In Stadt - Hinterhauslebens, brutal realistisch, leben-
einer Sitzung des Hauptvorstandes, welcher der Herr dig, kräftig und persönlich. Max Liebermann's
Reichskommissar beiwohnte, wurde kürzlich das >Hotel Hamdorf« und »Huizer Vrouwen- sehen sehr
wichtigste in Bezug hierauf festgestellt « [90] zahm daneben aus. G. H. Breitners (Zandvoort)

>Bouwerei< ist äußerst unruhig und unklar in den
LJAAG. Die >Hollandsche Teeken-Maatschappij« Umrissen; W. Witsen (Amsterdam) zeigt eines
hat Mitglieder in Paris, London, Rom, Berlin seiner Spezialmotive, ein schönes Grachtenbild, das
etc. und steht unter der Aegide des greisen Josef sicher jeder Holländer gern besitzen möchte. Von
Israels. Man ist angenehm überrascht, eine ge- H. W. Mesdag sehen wir mehrere Seestücke,
wisse Auswahl in den ausgestellten Aquarellen, keines aber so gut wie das auf der Ausstellung im
Pastells und Zeichnungen getroffen zu sehen, so Städtischen Museum zu Amsterdam. M. Bauer,
daß man die 120 Nummern mit Ruhe und Genuß dessen morgenländische Vorwürfe hier sehr geschätzt,

wohl überschätzt werden, imponiert uns viel mehr
in seinen Radierungen. Von Poggenbeek und
Gabriel, von Weissenbruch und Paul Rink
sind trauerumflorte Bilder ausgestellt. Die Land-
schaften der drei ersten sind äußerst schwach, sie
dürften kaum dazu beitragen, den Namen ihrer
Künstler zu verherrlichen. Von Rink dagegen sehen
wir mit Befriedigung ein paar Fischersköpfe, lebendig
ausgehauen, dummschlau, unsympathische, aber
naturgetreue Typen. In der Landschaft Jan v. Essen's
(Haag) können wir schöne Fortschritte konstatieren;
nicht Monumentales zwar, aber träumerisch weich,
feucht und grün, wie die holländische Landschaft
wirklich ist, mit schlängelndem Wasser durchzogen,
so baut er Wiesen und Gehölze auf. Von Therese
Schwartze sehen wir ein Kinder- und ein Männer-
porträt, Aristokratienköpfe — im Hofgeschmack ent-
worfen. Hubert Herkomer's zwei Bilder können
wir nur eben erwähnen, während wir die Verkörpe-
rung einer südafrikanischen Legende, >Die gefangene
Maldonada< von John M. Swan (London mit Inter-
esse betrachteten, ebenso wie die Studie seines
Jaguars. Als Stilleben wollen wir nicht vergessen,
W. E. Roelof's jr. (Haagl recht appetitliche Fische
zu nennen. h. n. [82]

KUNSTLITERATUR

John Ruskin. Wege zur Kunst IV. Aratra
Pentelici. Vorlesungen über die Grundlagen der
bildenden Kunst. Aus dem Englischen übersetzt
von Theodor Knorr. Mit 3 Tafeln. (Straßburg,
J. H. Ed. Heitz [Heitz & Mündel]. 2'/* M.)

Der verständnisvolle Uebersetzer dieser Ausgabe
charakterisiert in seiner Vorbemerkung durch ein
Zitat aus Lessings Hamburger Dramaturgie die Art
und das Wesen Ruskins ausgezeichnet. Sehr er-
freulich berühren die zum Teil starken Kürzungen
des Originals. Ruskin gewinnt dadurch für uns,
denn manches ist im Original doch zu breit dar-
gestellt. Es ist ein gutes Zeichen für unsere Zeit,
daß ein Mann wie Ruskin, der durch den Reichtum
und die Eigenart seiner Empfindungen und Gedanken
uns nachdenklich macht, so viel gelesen wird. Ruskin
mag jedoch wohl gegenwärtig etwas überschätzt
werden — jedenfalls sollte jeder, der ihn so gern
liest,auch unseres feinsinnigen Landsmannes, Lothar
von Kunowski, Schriften lesen. Seine Sprache ist
noch schöner, und so viel Wohlgefälligkeit wie aus
Daniel stocker kirke Ruskins Schriften spricht nicht aus diesen, e. w. b.

Redaktionsschluß: 24. Oktober 1903. Ausgabe: 7. November 1903.

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-c. — Druck von Ai.i-hons Bruckmann. Sämtlich in München.
 
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