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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Rosenhagen, Hans: Neuerwerbungen der Königl. National-Galerie zu Berlin
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0164

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-^4=g> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN

möchte. Wenn man diese Arbeiten später neben
den herrlichen kleinen so einfach gemachten Por-
träts berühmter Männer von Franz Krüger sehen
wird, dürfte sich zeigen, daß diese mühsame
Malerei nicht das ist, was man mit Ueberzeugung
Kunst nennt. Ein paar vortreffliche Bleistift-
zeichnungen von Johann Christian Erhard
(1795—1822) und Joh. Christ. Reinhart, sowie
zwei Sepiastudien von Pettenkofen und ein paar
Pferde- und Czikosstudien von Schmitson sollen
als bemerkenswert nicht verschwiegen werden. —
Was wird man im nächsten Jahre an dieser Stelle
als neuerworben finden? Die Hoffnungen des kunst-
freundlichen Berlin sind bereits sehr tief gesunken ;
denn die Persönlichkeiten, in deren Händen das
Schicksal der National-Galerie ruht, legen aller
Wahrscheinlichkeit nach weniger Wert darauf, einen
führenden Mann an der Spitze dieses Instituts zu
sehen, als einen gehorsamen Diener, der nicht daran
zweifelt, daß jeder Höhergestellte ihm ohne weiteres
auch an Kunstverständnis überlegen ist.

HANS ROSEN HAG EN

PERSONAL- UND

ATELIER-NACHRICHTEN

STUTTGART. Die Maler Professor Otto Reiniger
^ und Hermann Pleuer sind aus der Gruppe
Freie Vereinigung württembergischer Künstler; aus-
getreten. Damit hat diese Gruppe ihre beiden bedeu-
tendsten, auch außerhalb Württembergs bekannten
und angesehenen Künstler verloren. h.T. [15'']

DRESLAU. Der Prozeß Carl Böcklin gegen Pro-
" fessor Muther ist nun definitiv erledigt. Muther
hat seine Berufung gegen das für ihn ungünstige
Urteil der ersten Instanz (vergl. unsere Notiz in
Nr. 3 d. J.) durch ein Schreiben an das Berufungs-
gericht zurückgezogen. 1172]

T"\ARMSTADT. Die hiesigen Zeitungen veröffent-
liehen den Wortlaut einer neuen größeren Stiftung
des Großherzogs, die den dauernden Bestand der
Künstlerkolonie sichern und insbesondere Aus-
stellungsunternehmungen fördern soll.— Der frühere
Theologe Dr. Daniel Greiner aus Worms, der sich
seit einiger Zeit ganz der Kunst zugewandt hat, ist
an die Künstlerkolonie berufen worden. In Künstler-
kreisen hat die Berufung ein gewisses Aufsehen
gemacht, da Dr. Greiner, wie jüngst eine Ausstellung
plastischer und graphischer Arbeiten im Kunstverein
gezeigt hat, noch sehr im Anfang seiner künst-
lerischen Entwicklung steht und von einer Reife
seines Talentes noch nicht gesprochen werden kann.

DERLIN. Die Marmorbüste Theodor Mommsens,
" von welcher wir heute eine Abbildung bringen,
ist ein Werk des Bildhauers Carl Pracht in
Charlottenburg; dieselbe ist im Jahre 1896 nach
dem Leben modelliert. Nach der Büste von
R. Begas, welche dem Gelehrten von seinen Freun-
den zum 70. Geburtstage zum Geschenk gemacht
wurde, ist dieses — außer Lenbachs Bild — das
einzige existierende Porträt, zu welchen Mommsen
gesessen hat. — Außerdem hat Professor BrCtt
Mommsens Totenmaske abgenommen; Hans Olde
hat den Verstorbenen auf dem Totenbette ge-
zeichnet. [166]

carl pracht TH. MOMMSEN

/^ESTORBEN. Am 5. November in Dresden der
Landschaftsmaler Oscar von Alvensleben,
am gleichen Tage und in derselben Stadt der Histo-
rien- und Porträtmaler Professor Robert Krausse.
— Am 15. November in Wien der Direktor der Staats-
gewerbeschule Regierungsrat Architekt Camillo
Sitte. — In London der Porträtist und Landschafts-
maler Alexander Blaikley. — Am 13. November
in Paris der berühmte Landschafter Camille Pis-
saro, der älteste aus dem Kreise der französischen
Impressionisten Monet, Cezanne, Sisley. 1831 auf
der Insel St. Thomas geboren, bildete er sich unter
Corot aus und trat 1856 zum ersten Male im Pariser
Salon mit einer Landschaft vor die Oeffentlichkeit.
Seine seither entstandenen Werke, von delikatestem
Naturverständnis und ungewöhnlich malerischer
Feinheit zeugend, haben den Namen des jetzt ver-
storbenen Künstlers zu einem der Gefeiertsten in
der modernen französischen Kunst gemacht. —
Am 6. November d.J. starb in dem Venedig, das
ihm die Stoffe zu seinen besten und belieb-
testen Bildern geliefert, Ludwig Passini. Die
Berliner Künstlerschaft verliert in dem Dahinge-
schiedenen eines ihrer geachtetsten und sympathisch-
sten Mitglieder. Passini war am 9. Juni 1832 in
Wien geboren. Man möchte es kaum glauben, daß
der geschmeidige und geschickte Maler ein Schüler
des Nazareners Führich und des harmlos ehrlichen
Leopold Kupelwieser (1796 — 1862) war. Schon in
jungen Jahren hat Passini Venedig — es war da-
mals österreichischer Besitz — zu seinem Haupt-
studienfeld gemacht. Vor den Bildern der alten
Meister gewann er seine Begriffe von Farbe; die
Motive für seine Bilder bot ihm das Leben des
Volkes. Er war kein Neuerer und Bahnbrecher,
sondern nur ein geschmackvoller Mensch. Seine
Kunst, für die er sich beinahe ausschließlich des

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