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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Gensel, Otto Walther: Die Meister des Paysage Intime, [1]
DOI Artikel:
Rosenhagen, Hans: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0255

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AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS <^e-

(La Vanne) der Sammlung Chauchard (Abb.
S. 246). Auch Dupre liebte die Natur leiden-
schaftlich — konnte er doch bei einem Ge-
witter in Freudentränen ausbrechen —, aber
über die Natur ging ihm die Kunst. „Die
Natur ist nur der Vorwand, die Kunst ist
das Ziel."

AUS DEN BERLINER

KUNSTSALONS

Man hatte der seit einem halben Jahre ange-
kündigten Ausstellung der Münchener Sezession im
Künstlerhause in den kunstfreundlichen Kreisen der
Reichshauptstadt mit großer Spannung entgegen-
gesehen. Man durfte nach den Erklärungen, die
vor einem Jahr von München aus an die Berliner
Sezession ergangen waren und die zu dem bekannten,
jetzt Gottlob wieder geheilten Bruche der beiden
Sezessionen geführt hatten, eine volle Machtentfal-
tung des Münchener Talents erwarten und war hier
mehr als bereit, den Künstlern Isarathens zu zeigen,
daß man sie in Berlin viel höher schätze, als sie
selbst meinen. Außerdem sind Sezessions-Ausstel-
lungen aus guten Gründen jetzt populärer denn je.
Mit dem größten Bedauern muß man nun kon-
statieren, daß die Veranstalter der Vorführung im
Künstlerhause entweder nicht den Ehrgeiz gehabt
haben, den Berlinern die Ueberlegenheit der Mün-
chener Kunst ad oculos zu demonstrieren, oder
daß sie die Ansprüche des hiesigen Publikums unter-
schätzten. Oder ist die Indolenz bei den einzelnen
Künstlern so groß geworden, daß sie sich auch
nicht einmal mehr für einen Erfolg der Münchener
Sezession in Berlin ins Zeug legen mochten? Eine
große Zahl der vorgeführten Werke war den Leuten,

die in Berlin Ausstellungen ansehen, aus den Mün-
chener Veranstaltungen oder gar aus den Berliner
Kunstsalons schon bekannt, und die meisten übrigen
sind von jener durchschnittlichen Güte, die kein
wärmeres Gefühl aufkommen läßt. Von namhaften
Künstlern haben nur Albert von Keller und
Landenberger es der Mühe für wert gehalten,
eigens für die Ausstellung zu arbeiten und neue
Bilder zu schicken. Das feine koloristische Talent
Kellers kommt besonders glücklich in dem Bilde
>St. Georg< zur Geltung, einer gotischen bemalten
und vergoldeten Holzfigur, die aus einem malerischen
Atelierwinkel neben einem dunkelroten Vorhang
geheimnisvoll hervorleuchtet und vor der ein schönes
weibliches Modell mit aufgelösten dunklen Haaren,
in ein scharlachfarbenes Gewand gekleidet, als Brust-
bild porträtiert, eine etwas kokette Gebetstellung
einnimmt. Auch ein in fast Stuckscher Art sehr
wirksam in einen schmalen Rahmen hineinkompo-
nierter leuchtender und farbenschöner >Sündenfall<
verdient durchaus Beifall. Ziemlich mißlungen
aber ist dem interessanten Künstler die Darstellung
einer spanischen »Tänzerin« in Rotbraun und Braun-
gelb. Viel zu schwärzlich und ohne Spur von Leben
in der Bewegung. Der Künstler hat hier etwas
gewollt, was seiner Begabung entgegen ist. Landen-
berger hat in seiner >Abendsonne< ein beinahe senti-
mentales, aber doch vortreffliches Bild geliefert. Man
sieht auf einem See nahe dem Ufer ein Boot treiben, in
dem ein halbwüchsiges Mädchen sitzt und aus See-
rosen und Mummeln einen Kranz bindet. Ein
ruhiger, leiser Abendschein liegt über der Scene.
Man meint das Glucksen des Wassers an den Boots-
wänden und das summende Lied zu hören, mit dem
die Kranzflechterin ihre Arbeit begleitet. Ausge-
zeichnet ist besonders die bläuliche Wasserfläche
gesehen und gemalt. Den Knabenakt« — ein Junge,
der an einem Wasser sitzt und an seinen Füßen
hantiert — kennt man schon aus München Er ist
so gut, wie Landenberger dergleichen zu machen

theodore rousseau

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die lache
 
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