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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0282

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-^4a5> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ö£-b-

VON AUSSTELLUNGEN Kunst an einen weniger engen Kreis, an ein weniger

anspruchvolles Publikum. Er weiß dem Sinn der

UND SAMMLUNGEN Frauen durch die Sorgfalt zu schmeicheln, mit der

er die schönsten Toiletten malt, und er versteht den
DERLIN. Seitdem Hofrat Adolf Paulus sein Beifall der Menge zu gewinnen, indem er alle Frauen
Tätigkeitsgebiet von München nach Berlin ver- schön und in einer poetischen, mindestens aber in
legt hat, gehört John Lavery zu den ständigen einer liebenswürdigen Auffassung darstellt. Um in
Gästen des Kunstsalons Ed. Schulte. Auch in dieser Weise zu wirken, verzichtet er natürlich meist
diesem Frühjahr hat er wieder mit einer größeren darauf, charakteristische Porträts zu malen, und oft
Kollektion seiner Bilder den Oberlichtsaal der Aus- hat er sogar seine liebe Not, den Forderungen nach
Stellung bezogen. Schon der Gesamteindruck der Aehnlichkeit gerecht zu werden. Daher sind die
Vorführung berührt sympathisch. Da ist ein Maler, Kostüme der von Lavery dargestellten Damen in
der Kultur hat, dessen Bilder dem Beschauer nicht der Regel mit einer bezaubernden Leichtigkeit und
zudringlich von der Wand entgegenrufen, sondern Breite heruntergemalt, während die Gesichter fast
ruhig warten, daß man sich mit ihnen beschäftigt. immer verquält erscheinen. Ausgenommen, wenn
Wer möchte vor diesen tonigen Bildern vermuten, ihm der Typus an sich liegt. Und der Typus, dem
daß ihr Schöpfer ein Schüler Bouguereaus war, der Künstler gerecht wird, weil er seine Aeußerlich-
daß dieser Maler des mondainen Weibes im Atelier keiten beherrscht, ist der englische. Er bildet den
Meissoniers gearbeitet? Eher läßt sich schon der Grundton aller Laveryschen Frauenbildnisse, ob die
Einfluß von Watts und Whistler in den Bildern Dargestellte Französin, Deutsche oder Italienerin ist.
Laverys nachweisen. Auf den malenden Philosophen Und vielleicht ist es gerade diese englische Note,
in Little Holland House weisen jene Würde und der Lavery seine zahlreichen Aufträge von Seiten
Höhe, jene uninteressierte Zurückhaltung hin, mit der Berliner haute finance verdankt. Daß bei einem
denen der schottische Maler seine Frauen zu so vielbeschäftigten Porträtmaler die einzelnen Leist-
schmücken pflegt; auf den großen Aristokraten ungen nicht immer auf der Höhe seiner Begabung
der Farbe seine Vorliebe für Harmonien in Grau, sind, kann nicht überraschen. Trotzdem besitzen
Weiß und Schwarz, in die er mit feinschmecker- auch die weniger gelungenen Arbeiten Laverys noch
ischem Behagen gern irgend ein leuchtendes, pi- immer die Vorzüge, die er allein schon durch An-
kantes Farbenfleckchen juwelenartig hineinsetzt. wendung seines Geschmacks bieten kann. Von
Aber Laverys Porträts sind weder so gedankenschwer diesen Arbeiten lohnt nicht zu sprechen. Sie be-
wie die von Watts, noch zeigen sie neben der feinen stimmen auch weniger den Eindruck dieser Aus-
Tonwirkung soviel wirkliche Empfindung wie die Stellung als ein paar Bildnisse, die Lavery aus
Bildnisse Whistlers. Lavery wendet sich mit seiner künstlerischem Bedürfnis und weil der Typ ihm

camille corot

Die Kunst für Alle XIX.

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die dorfstrasse
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