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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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David, J. J.: Rudolf Weyr: eine Würdigung seiner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0345

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RUDOLF WEYR

RUDOLF WEYR TAFELAUFSATZ

und seinen Mitteln des Ausdruckes zugäng- Aus seinen Niederungen aufgestiegen durch
lieh ist. Ernsthaft und seiner selbst und eigene Kraft zu allen Ehren und Auszeich-
seiner Gabe gewiß, immer gefällig, ohne Spie- nungen, die bei uns zulande einem Künstler
lerisches zu wirken, geht er seine Arbeiten zugänglich sind, ohne jemals Aufhebens damit
an. Er hat wirkliche Grazie der Linienführung gemacht zu haben. Völlig unverbraucht ist
und kann sich bis zum Bedeutsamen erhöhen. er, und ihm kann die stockende, die müh-

So wirkt er denn immer erfreulich, doppelt selige Zeit, da sich die Erfindung weigert,
in einer Zeit, da tastende Versuche lauten allem Ermessen nach nicht leicht kommen.
Anspruch erheben, vor sicherem Können zu Nur eines ist an ihm verwunderlich — daß
gelten; da wir mit Verheißungen überfüttert nicht er, gerade er den Vorstoß nach der
werden, um an Erfüllungen desto schmerz- farbigen Belebung der Bildnerkunst unter-
licher zu darben. Er ist tüchtig, klar und nommen hat, um den man sich eine Zeit so
zielbewußt, ohne jemals ins Nüchterne oder sehr bemühte, freilich, mit Ausnahme genia-
gar Platte zu fallen. lischer Werke Max Klingers, ohne eigent-

Ein durchaus gesunder Mensch, ohne Ner- liehen, mindestens ohne jenen nachwirkenden

vosität und sprunghafte Launigkeit; Freund Erfolg, auf den es bei solchen Versuchen

der Natur und fähig, sich in sie zu versenken, allein ankommt. Hielt ihn ein gesunder In-

ohne Sentimentalität; gewandter und uner- stinkt ab, stärkere farbige Wirkungen zu er-

müdlicher Radfahrer, der ein gut Stück der streben, als die sich natürlich aus dem Gegen-

Welt durchmessen und sie mit klugen und satz von Bronze etwa und den verschiedenen

eigenen Augen angesehen hat; jedem guten Tönungen des Gesteins ergeben? Ich weiß

Schwank geneigt und voll von Humor; laut es nicht,-ich weiß nur — so wie er als Mensch

aus dem Gefühl einer kraftvollen Natur; ein ist, muß man Rudolf Weyr lieb haben; wie

herzhafter Lacher, der dennoch das Leben er als Künstler erscheint, darf man ihn mit

ernsthaft angeht und klug zu traktieren weiß. Neigung und hoher Achtung betrachten.

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