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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Wielandt, E.: Erste Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in der Münchener Sezession, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0510

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CARL BANTZER

/. Künstlerband-Aasstellung in der Mänchener Sezession

DER ABEND

ERSTE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KUNSTLERBUNDES
IN DER MÜNCHENER SEZESSION

(Schluß aus dem vorigen Heft)
Von E. Wieland

\ Zergeblich wäre das Bemühen, auf einer
^ Elite-Ausstellung wie dieser nach kunst-
geschichtlichen oder stilistischen Gesichts-
punkten registrieren zu wollen. Im Hochwald
steht jeder Baum für sich. Hier Gruppen
und Grüppchen in Form von kunstwissen-
schaftlichen Prospekten anordnen zu wollen,
wäre ein recht künstliches Beginnen. Sei es
daher gestattet, in zwangloser Führung noch
eine Nachlese zu halten, die indes keines-
wegs vollständig sein will oder kann.

Zwei Porträts sind es, die im ersten Saal
gleich den Beschauer fesseln. Leviers ele-
gantes Bildnis eines jungen Herrn im Sports-
anzug (s. Abb. S. 489) hält sich in einem
distuingierten Grau, das vielleicht für die
große Malfläche ein wenig zu indifferent bleibt,
aber in einem anderen als dem unruhigen
Ausstellungsraum, wir meinen in einem aus-
gesprochen modernen Interieur, sehr wohl
seinen Platz behaupten dürfte. War hier das

englische Vorbild maßgebend, so läßt Lepsius
sein mit gewohnter Delikatesse gemaltes
Frauenporträt an schottische Harmonien an-
klingen, während Block, seit wir ihn hier
nicht mehr gesehen, in einer psychologisch
sehr feinen Porträtstudie im Innenraum seine
alten guten Pariser Traditionen beibehalten
hat. Durchaus „Neu-Paris" stellt der Wiener
Gustav Klimt dar, dessen Damenporträt
(s. Abb. S. 486), nebenbei ein Meisterstück
unbestechlicher Charakteristik, ein sehr geist-
reiches Stück jener modernsten Farbenkunst
bedeutet, deren Witz ein ständiges Pizzicato
ist. Nicht weit davon hängen die starken,
bisweilen, wie zugegeben werden muß, ein
wenig ungeschlachten Sachen von Trübner:
eine Waldlandschaft im Odenwald-Charakter,
„Siegfriedsbrunnen" genannt, und drei Por-
trätstudien. Das ist des Guten fast zu viel.
Denn so frisch und kräftig Trübner auf einer
Studien-Ausstellung, wie im Frühjahr dieses

Die Kunst für Alle XIX. BS. I. August 1904.

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