DOI Artikel:
Wielandt, E.: Erste Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in der Münchener Sezession, [2]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0515
-*-4ö> ERSTE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES <SsW-
teristik in der Tat etwas vom Geiste des vom Himmel raubenden Genius auf der Rück-
Donatello hat. Einen durchaus lebendigen seite, die als Devise die Aufschrift ignis de
Ausdruck erreicht auch Behn in einem streng coelo trägt. Wie der plastisch so schwer zu
im Geiste der Bronze stilisierten Bildnis, bewältigende, berühmte Künstlerkopf mit dem
bei dem sogar eine teilweise leichte Vergol- zerzausten Bart und Haar hier in konzentrier-
dung, und nicht ohne Glück, gewagt wurde, fester Formgebung zusammengehalten und
Besser als die fünf,etwaseinförmigen Plaketten, eng in das Rund gesetzt ist, das bedeutet
die Behn ferner bringt, präsentiert sich das für die stilistische Entwicklung der deutschen
Silberreliefbild einer alten Dame, das Gosen Medaille nicht weniger, als die mit feiner
mit leichter und sicherer Hand umrissen hat. Berechnung des Bewegungsmomentes in den
Eine zierliche, flott dahinschreitende Flora Raum gestellte Figur des in gewaltigem
auf hohem Onyxpostament, das Ganze als Sprung durch die Lüfte sausenden Götter-
Ehrengeschenk für einen berühmten Mün- jünglings. Von Hudler ist ein gut bewegter
chener Architekten erdacht, zeigt den ge- und gut gegliederter, aber in der Form etwas
schmackvollsten unserer jüngeren Bildhauer leerer Akt da; „Träumer" (s. Abb. S. 504)
von seiner stärksten Seite, nämlich auf dem nennt sich die gesenkten Hauptes am Boden
Gebiet der angewandten Kunst. Auch Ebbing- hockende Gestalt. Mit einiger Neugier sah
haus erweist in einer hübschen Spiegelhalterin man den beiden, in München bisher so gut
hierfür ein entschiedenes Talent, während wie unbekannten Berlinern Tuaillon und
seine Meleager-Statuette (s. Abb. S. 506) Gaul entgegen. Während der erste mit einer
— an sich ein sehr tüchtig durchstudierter verkleinerten, recht matten Wiederholung
Akt — allzusehr das neoklassizistische Vor- seiner bekannten Amazone und einem mehr
bild Volkmanns und des früheren Hildebrand durch seine edle Rasse, als durch die plasti-
verrät. Durchaus selbständig ausgeprägt ist sehe Wiedergabe interessanten Stier auffallend
die Eigenart Hahn's in der schöngedachten dürftig vertreten ist, freut man sich an Gauls
und meisterlich, noch auf Grund von Studien humoristischem Gänsemarsch, seinen tölpel-
nach dem Leben gemachten Lenbach-Medaille haften, wie Zirkusklowns miteinander raufen-
(s. Abb. XIX. 19) mit dem Licht und Feuer den Bären und mit mehr Recht noch be-
BENNO BECKER DER ABEND
/. Künstlerbund-Ausstellang in der Mänchener Sezession
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teristik in der Tat etwas vom Geiste des vom Himmel raubenden Genius auf der Rück-
Donatello hat. Einen durchaus lebendigen seite, die als Devise die Aufschrift ignis de
Ausdruck erreicht auch Behn in einem streng coelo trägt. Wie der plastisch so schwer zu
im Geiste der Bronze stilisierten Bildnis, bewältigende, berühmte Künstlerkopf mit dem
bei dem sogar eine teilweise leichte Vergol- zerzausten Bart und Haar hier in konzentrier-
dung, und nicht ohne Glück, gewagt wurde, fester Formgebung zusammengehalten und
Besser als die fünf,etwaseinförmigen Plaketten, eng in das Rund gesetzt ist, das bedeutet
die Behn ferner bringt, präsentiert sich das für die stilistische Entwicklung der deutschen
Silberreliefbild einer alten Dame, das Gosen Medaille nicht weniger, als die mit feiner
mit leichter und sicherer Hand umrissen hat. Berechnung des Bewegungsmomentes in den
Eine zierliche, flott dahinschreitende Flora Raum gestellte Figur des in gewaltigem
auf hohem Onyxpostament, das Ganze als Sprung durch die Lüfte sausenden Götter-
Ehrengeschenk für einen berühmten Mün- jünglings. Von Hudler ist ein gut bewegter
chener Architekten erdacht, zeigt den ge- und gut gegliederter, aber in der Form etwas
schmackvollsten unserer jüngeren Bildhauer leerer Akt da; „Träumer" (s. Abb. S. 504)
von seiner stärksten Seite, nämlich auf dem nennt sich die gesenkten Hauptes am Boden
Gebiet der angewandten Kunst. Auch Ebbing- hockende Gestalt. Mit einiger Neugier sah
haus erweist in einer hübschen Spiegelhalterin man den beiden, in München bisher so gut
hierfür ein entschiedenes Talent, während wie unbekannten Berlinern Tuaillon und
seine Meleager-Statuette (s. Abb. S. 506) Gaul entgegen. Während der erste mit einer
— an sich ein sehr tüchtig durchstudierter verkleinerten, recht matten Wiederholung
Akt — allzusehr das neoklassizistische Vor- seiner bekannten Amazone und einem mehr
bild Volkmanns und des früheren Hildebrand durch seine edle Rasse, als durch die plasti-
verrät. Durchaus selbständig ausgeprägt ist sehe Wiedergabe interessanten Stier auffallend
die Eigenart Hahn's in der schöngedachten dürftig vertreten ist, freut man sich an Gauls
und meisterlich, noch auf Grund von Studien humoristischem Gänsemarsch, seinen tölpel-
nach dem Leben gemachten Lenbach-Medaille haften, wie Zirkusklowns miteinander raufen-
(s. Abb. XIX. 19) mit dem Licht und Feuer den Bären und mit mehr Recht noch be-
BENNO BECKER DER ABEND
/. Künstlerbund-Ausstellang in der Mänchener Sezession
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