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Kritik vieler Kunstkritiker. Aber diese Vor- FRANQOIS MILLET
lesung, von dem schon berühmt gewordenen SE1N LEBEN UND SEINE BRIEFE
Künstler gehalten, Schadete doch ihm .C>est le cote humaln qui me.oucbe
nichts. — Bitterbös aber wirkte sein Katalog ie plus en an, et si je pouvais faire ce
. . . . . que ie voudrais, ou tout au moins le tenter,
zu einer Ausstellung seiner meist schon in fe ne ferais rien qui ne rat ie resuitat
Privatbesitz befindlichen Bilder im Jahre fune Impression reSue Par i>asPec, de
° la nature, soit en pavsages, soit en hgures.
1892. Im Katalog druckte er unter jeder ,Tu mangels ton pain a ia sueur de ton
r-» r» auj* • i_ front.* Est-ee lä ce travail gai, folätre,
Nummer die „Preßstimmen" ab, die Sich ZU auquel certaines gens voudraient nous faire
dem betreffenden Werke geäußert hatten. croire? ?'fst «pendant iä que se trouve
ö pour moi la vraie humanite, la grande
Das Ganze, den Katalog nannte er „Des poesie.«
Volkes Stimme". Da wurden viele beschämt j^ichts und niemand hat wohl Deutschlands Mei-
und an den Pranger gestellt und wenn auch * nungvon der Leichtfertigkeit französischer Kunst
die beleidigte Presse diese Erinnerungen so gründlich korrigiertals des Bauernmalers Millet's
. . . - j r • , c u Werk. Und das liegt sicherlich nicht an der Tech-
mcht gunstig und friedliebend aufnahm, nik; nicht so an irgend welchen äußerlichen Charakte-
Whistler hat doch ein probates Mittel der ristiken Milletscher Kunst, sondern an ihrem tiefen
Gegenkritik gefunden. Er zeigte der Menge Gehalt. Millet ist einer jener zeit- und landlosen
in scharfem Spiegel, der nichts entstellte, Künstler, vor deren Werken es erst eines gewissen
. . , j . . .r ... Erinneruneszwanges bedarf, um sich ganz bewußt
noch einmal das, was unberufene Kritiker zu werden)Bwelche6r Zeitspanne sein Wirken, welchem
in Vexierspiegeln schlechtester Art als Lande seine ganze Liebe, sein ganzes Leben ge-
Whistler'sche Kunst, gesehen. Es ist be- widmet war. Fällt Millets Leben wirklich in jene
dauerlich, aber verständlich, daß eine so Zeit> die man etwa mit des großen Napoleons
... . . . j • ii *t , • Sturz und des kleinen entthronten Napoleons Ende
wählerische und anspruchsvolle Natur wie zu Chiselhurst begrenzen könnte? So revolutionär
Whistler sich so viele Feinde machte, aber auch Millets künstlerische Erfassung von Land und
daß er trotz seines witzigen Buches „Die Leuten für seine Zeit war, sein Werk ist nicht so
nette Kunst sich Feinde zu machen" doch wie das manches Kleineren in Künstlerkreisen dis-
c;„„u„c*„ ki: u yy . * ,, kutiert worden, er hat keine Schule gemacht und
der Sieghafte bheb, räumt seiner Kunst des gar nicht kon^te sejn Werk verspätet|n Künstler-
Malens eine erste Stelle ein. cliquen als Richtschnur gelten. Sein Werk ist un-
Eines Ruskins Ruhm wird dadurch beein- nachahmlich, wie eine starke Seele. So konnte er
trächtigt, daß er ein Feind Whistlerscher
Kunst war — aber Whistlers Energie und
Ruhm wird durch seine Kunst,sich Feinde
zu machen, nicht geschmälert. Whistler
war auch als Schriftsteller und Vertei-
diger seiner Rechte ein vordringender
Geist von bewußter Herrschermacht.
Die Selbständigkeit des Malers Whistler
braucht nicht erst verfochten zu werden,
aber es ist bezeichnend, daß der Künstler,
wie sein Biograph, so oft auf die natio-
nale Zugehörigkeit zu sprechen kommt.
Whistler war als Mensch so unenglisch
wie möglich, er war ganz Amerikaner
und fühlte sich stolz als der Sohn
einer großen Rasse.
Uns Kontinentalen mag ja manches
in Whistlers Kunst — bei vorläufiger
Betrachtung — kosmopolitisch erschei-
nen, schließlich werden auch wir in
ihm den ganzen und großen Künstler
Amerikas würdigen lernen, mit dem die
neue Kunstgeschichte Amerikas beginnt.
F. A. VON KAULBACH MAX VON PETTENKOFER
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Kritik vieler Kunstkritiker. Aber diese Vor- FRANQOIS MILLET
lesung, von dem schon berühmt gewordenen SE1N LEBEN UND SEINE BRIEFE
Künstler gehalten, Schadete doch ihm .C>est le cote humaln qui me.oucbe
nichts. — Bitterbös aber wirkte sein Katalog ie plus en an, et si je pouvais faire ce
. . . . . que ie voudrais, ou tout au moins le tenter,
zu einer Ausstellung seiner meist schon in fe ne ferais rien qui ne rat ie resuitat
Privatbesitz befindlichen Bilder im Jahre fune Impression reSue Par i>asPec, de
° la nature, soit en pavsages, soit en hgures.
1892. Im Katalog druckte er unter jeder ,Tu mangels ton pain a ia sueur de ton
r-» r» auj* • i_ front.* Est-ee lä ce travail gai, folätre,
Nummer die „Preßstimmen" ab, die Sich ZU auquel certaines gens voudraient nous faire
dem betreffenden Werke geäußert hatten. croire? ?'fst «pendant iä que se trouve
ö pour moi la vraie humanite, la grande
Das Ganze, den Katalog nannte er „Des poesie.«
Volkes Stimme". Da wurden viele beschämt j^ichts und niemand hat wohl Deutschlands Mei-
und an den Pranger gestellt und wenn auch * nungvon der Leichtfertigkeit französischer Kunst
die beleidigte Presse diese Erinnerungen so gründlich korrigiertals des Bauernmalers Millet's
. . . - j r • , c u Werk. Und das liegt sicherlich nicht an der Tech-
mcht gunstig und friedliebend aufnahm, nik; nicht so an irgend welchen äußerlichen Charakte-
Whistler hat doch ein probates Mittel der ristiken Milletscher Kunst, sondern an ihrem tiefen
Gegenkritik gefunden. Er zeigte der Menge Gehalt. Millet ist einer jener zeit- und landlosen
in scharfem Spiegel, der nichts entstellte, Künstler, vor deren Werken es erst eines gewissen
. . , j . . .r ... Erinneruneszwanges bedarf, um sich ganz bewußt
noch einmal das, was unberufene Kritiker zu werden)Bwelche6r Zeitspanne sein Wirken, welchem
in Vexierspiegeln schlechtester Art als Lande seine ganze Liebe, sein ganzes Leben ge-
Whistler'sche Kunst, gesehen. Es ist be- widmet war. Fällt Millets Leben wirklich in jene
dauerlich, aber verständlich, daß eine so Zeit> die man etwa mit des großen Napoleons
... . . . j • ii *t , • Sturz und des kleinen entthronten Napoleons Ende
wählerische und anspruchsvolle Natur wie zu Chiselhurst begrenzen könnte? So revolutionär
Whistler sich so viele Feinde machte, aber auch Millets künstlerische Erfassung von Land und
daß er trotz seines witzigen Buches „Die Leuten für seine Zeit war, sein Werk ist nicht so
nette Kunst sich Feinde zu machen" doch wie das manches Kleineren in Künstlerkreisen dis-
c;„„u„c*„ ki: u yy . * ,, kutiert worden, er hat keine Schule gemacht und
der Sieghafte bheb, räumt seiner Kunst des gar nicht kon^te sejn Werk verspätet|n Künstler-
Malens eine erste Stelle ein. cliquen als Richtschnur gelten. Sein Werk ist un-
Eines Ruskins Ruhm wird dadurch beein- nachahmlich, wie eine starke Seele. So konnte er
trächtigt, daß er ein Feind Whistlerscher
Kunst war — aber Whistlers Energie und
Ruhm wird durch seine Kunst,sich Feinde
zu machen, nicht geschmälert. Whistler
war auch als Schriftsteller und Vertei-
diger seiner Rechte ein vordringender
Geist von bewußter Herrschermacht.
Die Selbständigkeit des Malers Whistler
braucht nicht erst verfochten zu werden,
aber es ist bezeichnend, daß der Künstler,
wie sein Biograph, so oft auf die natio-
nale Zugehörigkeit zu sprechen kommt.
Whistler war als Mensch so unenglisch
wie möglich, er war ganz Amerikaner
und fühlte sich stolz als der Sohn
einer großen Rasse.
Uns Kontinentalen mag ja manches
in Whistlers Kunst — bei vorläufiger
Betrachtung — kosmopolitisch erschei-
nen, schließlich werden auch wir in
ihm den ganzen und großen Künstler
Amerikas würdigen lernen, mit dem die
neue Kunstgeschichte Amerikas beginnt.
F. A. VON KAULBACH MAX VON PETTENKOFER
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