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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischtes - Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0132

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-^«^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ö*=^

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

DERLIN. Man ist immer geneigt, zu glauben, daß
alle Anregungen in der Kunst von den großen
Meistern ausgingen. Das trifft erst in weiterer Folge
zu. Zunächst und in erster Reihe gehen Anregungen
stets von den erfolgreichen Künstlern aus. Daher
die großen Meister auch dann erst zu wirken be-
ginnen, wenn ihre Werke Anerkennung, Erfolg ge-
erntet haben. Böcklin und Thoma, Manet und Ce-
zanne wurden erst nachgeahmt, nachdem sie all-
gemeine Beachtung gefunden hatten, als sie sozu-
sagen zu den großen Nummern des Kunsthandels
und der Ausstellungen avanciert waren. Nicht weil
sie große Künstler waren, fanden sie Nachfolger,
sondern weil sich das Publikum für sie interessierte.
Anreger werden bedeutende Erscheinungen erst
dann, wenn auf ihrem Erreichten eine neue, große
Kunst sich aufzubauen vermag. Jedenfalls ist es immer
recht wertvoll für Künstler, wenn ihnen das Vor-
handensein von Nachfolgern errungene Erfolge be-
stätigt und damit ihr Ansehen vermehrt. Die in
Ed. Schuttes Kunstsalon stattfindende Dritte Aus-
stellung des Märkischen Künstlerbundes bildet in
dieser Weise eine freundliche Empfehlung für Slevogt,
Corinth und die Künstler der »Scholle«. Leider hat
die Kunst an sich keinen Vorteil davon, denn, wie
so oft, ist nur das Aeußerliche benutzt, aber nicht in
einem höheren Sinne. August Achtenhagen
hat den Wunsch, sich zu einem Fleischmaler großen
Stils zu entwickeln, und sich zu diesem Zwecke bei
Rubens und Corinth Rats erholt. Er malt fünf
lebensgroße, nackte Nymphen im Grünen, von
denen eine voneinem gewissermaßen Richter spielen-
den alten Satyr ausgescholten wird, während ein
junger Faun belustigt zuschaut. Er malt zwei nackte
Jungfrauen, die den »Hochsommer«, auf einer Wald-
wiese gelagert, genießen; zwei bekleidete Damen,
die im Sonnenschein auf einer Bank sitzen, und Aehn-
liches; aber er bleibt, trotz Corinth und Slevogt, im

Akademischen stecken, sowohl in Form, wie in Farbe.
Es ist viel Gelerntes in seinen Arbeiten und fast
nichts Beobachtetes. Einzig in einem Bilde, wo
ein nacktes Mädchen neben einem in Lichtgrünblau
gekleideten »im Blätterschatten« steht, glaubt man
einige selbstgefundene und empfundene Töne zu
sehen. An Georgi oder Eichler muß man vor Felix
Krause's »Wanderer« denken,deruntereinerblühen-
den Kastanie sitzt und auf die in der Tiefe liegen-
den Wiesen, Felder und den Fluß blickt. Die Er-
findung in dem Bilde ist nicht neu und die poetische
Situation durch allerlei Aeußerlichkeiten, durch
Wiesenblümchen und dergleichen vergröbert. Von
Fritz Geyer, der landschaftert, läßt sich nichts
Besonderes sagen, und der begabte Carl Kayser-
Eichberg, der »Heimkehrende Schafe« und einen
stilisierten »Teich« ausstellt, ist bei früheren Ge-
legenheiten ohne Frage glücklicher vertreten ge-
wesen, obgleich es Anerkennung verdient, daß er
sich einmal wieder an andere Motive gewagt hat.
Die künstlerisch stärksten Leistungen bei den
Märkischen Bündlern stammen von Paul Halke
und Louis Lejeune. Dieser hat sich von der
Bracht-Weise losgemacht und in einem »Sommer-
tag« — ein stehendes Gewässer mit Bäumen am
Ufer und einigen Häusern, die aus dem Grünen
lugen, unter blauweißem Himmel— ein so frisches,
farbiges, künstlerisch und natürlich erfreuliches
Landschaftsbild geschaffen, wie man es von ihm
noch nicht gesehen hat. Andere seiner Landschaften
sind freilich wieder langweilig, und mit dem
lebensgroßen Bildnis seiner Mutter, die man auf
einer Gartenbank sitzen sieht, ist er ganz entgleist;
aber dieser »Sommertag« stellt seiner Entwicklung
entschieden ein gutes Zeugnis aus. Paul Halke
gibt in einem ganz akademischen Vorwurf »Hagar
und Ismael« — die Mutter kniet in einer Wüsten-
landschaft verzweifelt neben dem leblos ausgestreckt
liegenden Knaben — Zeichen von einer persön-
lichen Auffassung der menschlichen Gestalt. Die
Zeichnung läßt allerdings manches zu wünschen
übrig; aber die Art, wie der Maler die Körper durch
 
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