Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0473

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-**Ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <2^=v-

Kindermaler, ausgestellt. Mit Freuden begrüßte man
eine Anzahl ausgewählter bester Werke von Ludwig
Dill. — Die April-Ausstellung brachte ein kleines
Ereignis: das Debüt einer neuen Züricher Künstler-
vereinigung, die sich bis jetzt noch keinen Namen
beigelegt hat. Künstler, wie Gattiker, Fritz Wid-
mann, WOrtenberger gehören ihr an. Die Aus-
stellung zeigte Schlechtes und Gutes nebeneinander.
Gutes von den drei Genannten, unter denen Fritz
Widmann, der Züricher Landschafter, immer mehr
als geschlossene Persönlichkeit heraustritt. Es ist
feste und solide Malerei, die Widmann gibt, es sind
Farben von kräftiger, frischer Wirkung. Ernst Würten-
berger ist ein Kolorist und zwar ein koloristischer
Experimentierer. Ich habe von diesem Künstler im
Vorjahre eine Serie charakteristischer Porträtstudien
gesehen, in markanten Konturen charakterisierende
Werke, die nur darunter litten, daß der Künstler
hervortretende Züge mitunter etwas übertrieb. Was
an ihnen gefiel, war die farbige Komposition. Ein Por-
trät von dem jüngst verstorbenen Tiermaler Rudolf
Koller zeigt einen alten Mann in verfallener Greisen-
haftigkeit gegeben, Witz und Humor spricht aus zwei
kleineren Bildchen Würtenbergers, einem Ausflügler,
der im Wald ein Lied auf der Trompete bläst und
dem Konterfei eines originellen Alten, während ein
größeres Bild die farbige Disposition noch etwas
vermissen läßt. Stimmungsvolle Radierungen und
feine Zeichnungen läßt Hermann Gattiker sehen,
Landschaften, in denen der Künstler durch Kombi-
nation aller Arten von Technik tiefe und gehaltvolle
Werke der Schwarz-Weiß-Kunst schafft. Die April-
Ausstellung vermittelt schließlich, um damit das

Beachtenswerte herauszugreifen, noch die Bekannt-
schaft mit zwei jungen Künstlern von starkem Ta-
lent und ungewöhnlicher Vielseitigkeit, Hans Brühl-
mann und Hans Sturzenegger. Brühlmann
scheint nach florentinischen und Böcklinschen Vor-
bildern zu schaffen. Seine Technik, zuweilen noch
etwas manieriert, flockig, ist selbständig, sein Kolorit
zeigt Begabung. Ein bürgerliches Genrebildchen,
das mich etwas an Karl Spitzwegs gemütliche Ro-
mantik erinnerte, hat Hans Sturzenegger mit dem
mondbeleuchteten alten Städtchen und einem nächt-
lichen Liebesintermezzo gegeben. Der gleiche Künst-
ler zeigt eine schön geschaute Regenbogenlandschaft
mit einer trefflich herausgearbeiteten helldunklen
Gewitterstimmung. Radierungen von dem Brugger
Emil Anner, scharf modellierte Porträtbüsten von
dem Züricher Bildhauer Hermann Baldin, einem
der talentvollsten Schweizer Plastiker, gehören zum
guten Inventar der Ausstellung. In einem Gemälde
»Golgatha« gibt G. A. Neumann-Sl George bei
nächtlicher Beleuchtung geschickte Massenentwick-
lung, in zwei Landschaften Willy Hummel Natur-
bilder, die mit selbständigem Empfinden und sicherer
Hand geschaffen sind. Dr. Hermann Kesser

DRAG. Die neugegründete Landesgalerie für das
* Königreich Böhmen ist am 14. Mai in proviso-
rischen Räumlichkeiten eröffnet worden. Für die
deutsche Abteilung wurden zahlreiche größere An-
käufe beschlossen, u. a. Radierungen von Emil Orlik
und Rudolf Jettmar. Für die tschechische Sek-
tion wurde der Nachlaß von Felix Jenewein für
24000 Kronen angekauft.

439
 
Annotationen