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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Kuzmány, Karl Michael: Die sechste internationale Kunstausstellung von Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0502

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DIE VI. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER STADT VENEDIG

BRUNO LILJEFORS EIDERVOGEL

VI. Internationale Kunstausstellung in Venedig

und durch private Gönner eine erhebliche hat freilich schon zu früheren Wettkämpfen
Unterstützung, die nicht zuletzt Venedigs seine besten Streiter hierher entsandt. So
„moderner Galerie" zugute kommt. Die reich die Fülle des in siebenundzwanzig Sälen
dort versammelte Auslese fremdländischer und Kabinetten Gebotenen ist, sie hätte un-
Kunstwerke dient auf die Dauer dem einge- geheuerlich werden müssen, sollte sie für ein
standenen Zweck, den auch das periodische vollständiges Kompendium den Stoff liefern.
Unternehmen verfolgt: erzieherisch auf die Es wäre, wie es in einem Fall vier international
einheimische Kunstübung zu wirken. In den bevölkerte Wände dartun, ein Pferch ge-
ersten Jahren gar hat man nur allzu hurtig worden; man muß umso dankbarer sein, je
den anregenden Vorbildern Folge geleistet, strenger die Beschränkung ist, weil eben durch
Allmählich vollzieht sich nun ein Ausgleich sie der Genuß einer einzelnen Individualität
der angelernten Manieren mit dem, was einem gefördert wird.

ehrlichen Besinnen auf die eigene Art ent- Den Eigenbrötlern würde außerdem ein
springt. Ausnahms-Plätzchen gebühren. Aber ein Jan
Das sind Angelegenheiten mehr interner Toorop fällt schon bei einem flüchtigen Rund-
Natur, denen nachzuspüren eine fesselnde gang auf, ohne durch eine Sonderausstellung
Aufgabe wäre. Doch bedürfte sie einer all- hervorgehoben zu sein, und obwohl die Doku-
zu eingehenden Musterung der einzelnen Jahr- mente seines Werdegangs so buntscheckig
gänge, als daß es an dieser Stelle geschehen sind, daß sie kaum einen all den Werken
könnte. Eher klärt sich der Haupteindruck, gemeinsamen Autor verraten. Ein Themse-
wie sehr die Revue über das Schaffen Ge- bild in seiner ersten Londoner Manier ist
samteuropas und Nordamerikas gelungen breit in grauen, schweren Tönen gehalten;
sei. Einige Staaten erscheinen durch die von die Farbenfreude der Pariser Freilichtmalerei
ihren eigenen Kommissionen vollzogene Aus- flackert dann auf, bald abgelöst von dem
wähl im rechten Lichte, zumal von eben den- tipfeinden Neoimpressionismus, zu dem Too-
selben auch die Ausgestaltung der ihnen über- rop noch oft zurückgreift, wenn er es nicht
lassenen Säle besorgt wurde. Damit man aber just vorzieht, in wunderfeinen, sensitiven
vollends über die Tendenzen unterrichtet Zeichnungen, Schwarz auf Weiß, seine Be-
werde, müßten z. B. die Schweiz und Finn- obachtungen und Phantasien wiederzugeben,
land auf den Plan treten, auf dem, von ein Da sieht man auch wieder das Blatt mit den
paar wenig bezeichnenden Proben abgesehen, „drei Bräuten", in dem sich ein allerpersön-
auch Oesterreich und Rußland fehlen; letzteres lichster Stil offenbart, die symbolisch-orna-

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