Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten - Neue Kunstliteratur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0210

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-*=feö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^

sind recht mangelhafte Erscheinungen, deren stark- überholt worden. Von seinen wichtigeren Werken
farbige Gewänder das Unplastische ihres Daseins findet man hier das lebensvolle und zugleich klas-
noch sichtbarer machen. Das, was an Haider zu sische Porträt der Mlle. Dubourg, die in seinem Leben
schätzen ist, sein nahes Verhältnis zu einer ge- eine so wichtige Rolle gespielt, Grau gegen Grau,
wissen Natur, kommt hier in zwei schönen Herbst- Aber auch einige wundervolle Blumenstilleben und
landschaften aus den Vorbergen und in einer Dar- das genrehafte Doppelbildnis seiner Schwestern, eine
Stellung des »Hintersees« zur Nachtzeit mit dem sich »Aurora«, eine »Bathseba« bezeugen sein großes
spiegelnden Mond wohl am glücklichsten zum Aus- Talent aufs vorteilhafteste. Das Bild von dem Um-
druck. Einige andere Nachtbilder sind so dunkel fang seiner Begabung ergänzt eine sehr gewählte
geraten, daß die ohnehin nicht starke dekorative Sammlung von Lithographien Fantins. Eine Ueber-
Wirkung der Haiderschen Malerei ganz aufgehoben raschung bereitet Ludwig Dill in dieser Ausstellung
erscheint. Adolf Oberländer's hier ausgestellte seinen Freunden. Er hat seine alte Liebe, Venedig,
Bilder »Der Zwerg und die Riesen«, >Die gelehrte wieder aufgesucht und einige Bilder von dort mit-
Prinzessin«, > Schlafender Faun« und einige andere gebracht, die seine früheren Leistungen dieser Art
werden niemand als Schöpfungen der Malerei be- in allem übertreffen, und vor seinen Dachauer Land-
geistern können; aber sie sind einzig als Aeuße- Schäften die Realität voraus haben, ohne weniger fein

pierre bol'lenger (1838-1874) landschaft

rungen einer starken und feinen Persönlichkeit und
als solche nicht leicht zu hoch zu schätzen. Die
Farbe ist bei diesen Bildern eine durchaus entbehr-
liche Beigabe; aber sie ist andererseits so diskret
verwendet, daß man sie nicht etwa fortwünscht.
Und was Oberländer auch immer geben mag —
man wird ihn stets bewunderungswürdig finden in
dem ihm eigenen, sanften und lieben Humor. Der
Freund der großen Impressionisten, Fantin-Latour,
gehörte, seiner Anschauung und seiner Malweise
nach, durchaus nicht zu ihnen. Er wandelte in den
Bahnen Prud'hons und der Venetianer. Wenn er ein
wenig mehr Temperament besessen hätte, würde er
hinreißend gewirkt haben mit seiner feinen Psycho-
logie, mit seinem intimen Erfassen der Wirklichkeit
und seinem erlesenen Geschmack. So ist er kaum
nach Verdienst geschätzt und von viel geringeren
Künstlern in der Bewunderung der Zeitgenossen

zu sein. Seit langem sind so reizvolle und künst-
lerisch gute Schilderungen der Lagunen nicht ge-
sehen worden. — Man leidet noch zu sehr unter
dem Gefühl, Fix-Masseau eine Zeitlang für einen
leidlichen Bildhauer gehalten zu haben, um in ihm
jetzt mehr als einen besseren Kunsthandwerker zu
erblicken. Seine bei Gurlitt gezeigten Plastiken,
meist verschnörkelte Mädchenköpfe, der Kopf eines
Alten widersprechen dieser Auffassung allerdings
nicht. Am höchsten von seinen Arbeiten ist wohl ein
»Beethoven« zu schätzen, der sein Haupt träumend
auf die Hand lehnt, aber doch auch mehr liebenswür-
dig als bedeutend wirkt. — Bei Amsler & Ruthardt
gibt es in neu ausgestatteten Räumen eine recht
sehenswerte Ausstellung von Handzeichnungen Ber-
liner Künstler, unter denen Karl Köpping, Käthe
Kollwitz, Liebermann, Ulrich Hübner, Meyer-
heim, Kampf, Dora Hitz, Corinth, Leistikow

186
 
Annotationen