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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Laban, Ferdinand: Die deutsche Jahrhundert-Ausstellung, [3]
DOI Artikel:
Die internationale Frühjahrsausstellung der Kunsthalle zu Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0361

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«*=^> DIE INTERNAT. FRÜHJAHRS-AUSSTELLUNG IN BREMEN <^=v-

sehr gut, sehr leicht, breit und geistreich im
Pinselstrich, ohne jegliche aufdringliche Plastik
bei feingestimmter blonder Färbung. Und über
dem Haupte hat er in die nasse Farbe des
grauen Hintergrundes mit dem Pinselstiel in
kalligraphischem Zuge eine Krone eingeritzt:
eine gewagte, aber gelungene Huldigung.
(Der Schluß folgt)

DIE INTERNATIONALE FRÜHJAHRS-
AUSSTELLUNG IN DER KUNSTHALLE
ZU BREMEN

Am 17. Februar ist in der Kunsthalle die inter-
** nationale Frühjahrsausstellung eröffnet worden.
Gott sei Dank haben ihr die Verwünschungen nichts
geschader, mit denen sie gleich bei ihrer Ankündi-
gung von seiten einiger deutscher Künstler begrüßt
wurde. In der > Werkstatt der Kunst« wurde Alarm
getrommelt gegen den Unfug der internationalen«,
welche die Interessen der deutschen Künstlerschaft
bedrohten. Unwillkürlich fühlte man sich an die
Agitation der Agrarier erinnert, die auch am liebsten
unsere Grenzen sperren möchten gegen alles Getier,
das im Ausland kreucht und fleucht. Ist es denn
aber wirklich so arg mit der Ausländerei unserer
Kunstausstellungen? Nur einen Augenblick kaltes
Blut! Wir sind uns doch hoffentlich darüber einig,
daß die Ausstellungen nicht lediglich Markthallen

oder Kunstbasare sein sollen, daß sie nicht aus-
schließlich dazu da sind, um dem Künstler eine Ver-
kaufsgelegenheit zu bieten. Wenn dies der Fall wäre,
so würde ja am Ende der brutale Kassenerfolg über
die Güte der Ausstellung entscheiden, die Bilder
würden nach ihrer Verkäuflichkeit klassifiziert und
— Kitsch wäre Trumpf!

So lange man indessen von den Ausstellungen
außer dem >Geschäft« auch noch etwas anderes er-
wartet, z. B. Bildung des Geschmackes und An-
regung für das Publikum und, mit Verlaub, auch
für die Künstler selber, wird man auf die Ausländer
ungern verzichten. Es dürfte sich auch schwer be-
weisen lassen, welcher Schaden dadurch angerichtet
wird, daß man alle vier Jahre während zweier Mo-
nate in Bremen eine Reihe charakteristischer Bilder
von Leuten wie Manet, Monet, Courbet, van Gogh
oder Skulpturen von Rodin, Minne oder Maillol
ausstellt — nicht etwa >Pariser Atelierabhub« wie
ein Abgelehnter freundlich insinuierte.

Die Ausstellung in der Bremer Kunsthalle hat
kein geringeres Niveau als irgend eine der besten
deutschen Ausstellungen der letzten Jahre. Eine
Reihe der führenden Meister unserer Zeit ist gut,
zum Teil sogar vortrefflich vertreten. Daß zu den
Führenden mehrere Franzosen gehören, mag den
deutschen Chauvinisten verdrießen, kann aber von
der übrigen Menschheit nicht wohl bestritten werden.

Die Bremer genießen in solchem Falle den Vor-
teil der Provinz, daß man ihnen noch vieles als
neu zeigen kann, das den Weltstädtern aus ihren
Museen oder Ausstellungen bereits geläufig und ver-
traut ist. So konnte man dem Entgegenkommen

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