-*-fetf> DIE DEUTSCHE JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG
A. Feuerbach, A. Böcklin, F. v. Lenbach, Mutter für den Sohn, ebenfalls das traum-
W. Leibi, W. Trübner, H. Thoma, M. Lieber- befangene Bild „Im Frühling". Von Lenbach
mann usw. Doch sind uns die Werke dieser, finden wir die frischen Erstlingsblüten seiner
zum Teil noch in blühender Wirksamkeit Jugend. Marees zeigt uns in den „Kürassieren",
stehenden Maler, nicht nur im Original, son- wie er anfänglich allgemein verständlich malte,
dern auch in „Bild und Wort" — wie der und dann in der „Römischen Vigna" und in
schreckliche Terminus technicus lautet! — dem „Orangenpflückenden Reiter", wie er
so oft nahe gebracht worden, daß wir keine später problematische künstlerische Aussaat
Unterlassungssünde zu begehen glauben, wenn für die Zukunft ausstreute. Selbst geerntet
wir bloß summarisch auf sie hinweisen. Zu- hat er nicht. Von Böcklins Tisch interessieren
dem sind ja über sie immer wieder auch auch die Brosamen. Und da sie, die hier vor-
in Zukunft eingehende Einzelaufsätze zu er- wiegend dargeboten werden, natürlich weniger
warten. Sehr angebracht (und durch die Aus- gekannt sind, als seine ewigen Schöpfungen,
Stellung solide vorbereitet) wird dies zum so sind wir den Ausstellern doppelt dankbar
Beispiel bei Feuerbach sein. Schon im Todes- für die Gaben. Böcklin durfte es wagen, sich
jähre des Meisters, 1880, veranstaltete die in stolzer Urkraft neben dem Lorbeer abzu-
Nationalgalerie eine Ausstellung seiner Ar- bilden. Leibi, wie die Natur für sich ohne
beiten. Aber die jetzt hier vereinigten Stücke Symbole bestehend, triumphiert absolut. Vor
übertreffen jene Vorführung in Zahl und Aus- seinem Können muß sich alles beugen: diese
wähl außerordentlich: es sind allein an Ge- Werke gehen ein in den unzerstörbaren Saal
mälden 75 Nummern vorhanden. Vielleicht der bleibend großen Meister. Leibi wußte das
war es doch angebrachter, 75 Bilder von diesem selbst genau, und mit der, den ganz Tüchtigen
einen Meister auszustellen, als je ein Bild von eigenen naiven Sicherheit, die über jede An-
75 anderen hier nicht vertretenen Malern. maßung erhaben ist, schreibt er an seine
Unter Feuerbachs Werken befindet sich, aus Mutter in Betreff der „Drei Frauen in der
dem Besitz des Heidelberger Frauenvereins, Kirche", daß sie „gewiß in späten Jahrhun-
das wahrhaft edle und herzbezwingende Bild- derten der deutschen Kunst noch zur Ehre
nis seiner zweiten Mutter im Silberhaar, die gereichen würden" — was uns ganz selbst-
um ihn mehr besorgt war als manche erste verständlich klingt. Trübner, sein Schüler,
HANS VON MAREES (1837—1887) RÖMISCHE VIGNA
Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906
Die Kunst für Alle XXI. 345 44
A. Feuerbach, A. Böcklin, F. v. Lenbach, Mutter für den Sohn, ebenfalls das traum-
W. Leibi, W. Trübner, H. Thoma, M. Lieber- befangene Bild „Im Frühling". Von Lenbach
mann usw. Doch sind uns die Werke dieser, finden wir die frischen Erstlingsblüten seiner
zum Teil noch in blühender Wirksamkeit Jugend. Marees zeigt uns in den „Kürassieren",
stehenden Maler, nicht nur im Original, son- wie er anfänglich allgemein verständlich malte,
dern auch in „Bild und Wort" — wie der und dann in der „Römischen Vigna" und in
schreckliche Terminus technicus lautet! — dem „Orangenpflückenden Reiter", wie er
so oft nahe gebracht worden, daß wir keine später problematische künstlerische Aussaat
Unterlassungssünde zu begehen glauben, wenn für die Zukunft ausstreute. Selbst geerntet
wir bloß summarisch auf sie hinweisen. Zu- hat er nicht. Von Böcklins Tisch interessieren
dem sind ja über sie immer wieder auch auch die Brosamen. Und da sie, die hier vor-
in Zukunft eingehende Einzelaufsätze zu er- wiegend dargeboten werden, natürlich weniger
warten. Sehr angebracht (und durch die Aus- gekannt sind, als seine ewigen Schöpfungen,
Stellung solide vorbereitet) wird dies zum so sind wir den Ausstellern doppelt dankbar
Beispiel bei Feuerbach sein. Schon im Todes- für die Gaben. Böcklin durfte es wagen, sich
jähre des Meisters, 1880, veranstaltete die in stolzer Urkraft neben dem Lorbeer abzu-
Nationalgalerie eine Ausstellung seiner Ar- bilden. Leibi, wie die Natur für sich ohne
beiten. Aber die jetzt hier vereinigten Stücke Symbole bestehend, triumphiert absolut. Vor
übertreffen jene Vorführung in Zahl und Aus- seinem Können muß sich alles beugen: diese
wähl außerordentlich: es sind allein an Ge- Werke gehen ein in den unzerstörbaren Saal
mälden 75 Nummern vorhanden. Vielleicht der bleibend großen Meister. Leibi wußte das
war es doch angebrachter, 75 Bilder von diesem selbst genau, und mit der, den ganz Tüchtigen
einen Meister auszustellen, als je ein Bild von eigenen naiven Sicherheit, die über jede An-
75 anderen hier nicht vertretenen Malern. maßung erhaben ist, schreibt er an seine
Unter Feuerbachs Werken befindet sich, aus Mutter in Betreff der „Drei Frauen in der
dem Besitz des Heidelberger Frauenvereins, Kirche", daß sie „gewiß in späten Jahrhun-
das wahrhaft edle und herzbezwingende Bild- derten der deutschen Kunst noch zur Ehre
nis seiner zweiten Mutter im Silberhaar, die gereichen würden" — was uns ganz selbst-
um ihn mehr besorgt war als manche erste verständlich klingt. Trübner, sein Schüler,
HANS VON MAREES (1837—1887) RÖMISCHE VIGNA
Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906
Die Kunst für Alle XXI. 345 44