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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Laban, Ferdinand: Die deutsche Jahrhundert-Ausstellung, [4]
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Von Wiener Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0378

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-*=feÖ> VON WIENER AUSSTELLUNGEN <ösW-

pocht schon frühe an die Pforte der Selbst- VON WIENER AUSSTELLUNGEN

ständigkeit und hat Mitstrebende neben sich, , , . . , ,v, „ . _ .... .

. , , , . ir i_ Dei dem beginnenden Wettrennen der Fruhjahrs-

die, wie der dahingegangene K. Schuch, auch D Ausstellungen hat das Künstlerhaus zuerst den
bereits über den „Ersten Versuch" der Nach- Start verlassen. Es ist die gewohnte Zufallsdar-
ahmung längst hinaus sind. Thomas „Hühner" bietung einer Massenschau, wie sie den alten
von 1870, eine tüchtige, durch und durch von und durch die große Anzahl ihrer Mitglieder be-
„ , ' . _ _ mf 1 ... . . , drängten Kunstverbanden gewohnlich entspricht.

Courbet beeinflußte Malerei, haben )a seitdem Schwaches, Gutes, ganz Unzulängliches in bunter
manches alemannische Ei gelegt und werden Reihe. Eine Mittelkultur verlangt ihren Bedarf an
noch manches legen, das — keine Sorge! — Schmuck und Schönheitssehnsucht gedeckt zu sehen,
andere begackern. Liebermanns rüben- und und Durchschnittsempfinden ins malerisch Ge-
r, ■ ,•■ r schickte, Witzige oder Virtuose ubersetzt deckt ge-

kartoffelbuddelnde Bauern aber durften für rade das Niveau solcher Bedürfnisse,
ihn noch manchen lorbeerumgrünten Gold- Echt künstlerische Momente zeigen sich aber

erfreulicherweise, wenn auch vereinzelt.
Meister Horowitz ist mit einem cha-
rakteristischen Männerporträt und einem
ungemein feinen und nobeln Selbstpor-
trät trefflich vertreten. Pochwalski ist
wieder farbiger geworden; desgleichen
erfreut ein Porträt des jungen Rumpier-
Schülers W. Krausz. Egger-Lienz
bringt eine in sehr ernstem mantegna-
artigem Stil gehaltene Kreuzigung.
Charlemont, Tina Blau, Poosch,
Zoff, Tomec zeigen Landschaften, die
viel intim gesehene Züge aufweisen.
Von Plastikern wären Myslbek und
der Brüsseler Rombeaux zu erwähnen.

Man hat diesmal im Kreise der
Künstlergenossenschaft selbst vielfach
über das Walten der Jury und ihr höchst
einseitiges Arrangement klagen gehört.
Tatsächlich wäre es sehr notwendig
gewesen, das Gute so eng als möglich
aneinanderzuschließen, eine kleine Tri-
buna zu machen, der Kunstwerte, die
über dem Alltagsgebrauch stehen. So
aber sind gerade die Besten beiseite
geschoben.

Der Hagenbund bringt eine sehr
lichte, heitere, man könnte beinahe
sagen gemütliche Ausstellung. Nichts
darin, das zu überwinden wäre, nichts,
was abstößt, aufreizt — und doch heim-
lich lockt — wie große Wagnisse, große
Irrtümer suchender Geister. Aber doch
Entwicklungen, welche zu verfolgen
nicht fruchtlos sind, und die im Gegen-
satz zu den leider in der gesamten
Kunstproduktion überwiegenden >Fai-
seuren« eine gute Gesinnung, eine immer
wache, sammelnde Beobachtung und
eine lobenswerte Sorgsamkeit zeigen,
inneres Schauen auszulösen.

hans von m arees (1837—1887) dekoratives gemälde ,, ferd. LUDWIG graf gehört zu

. „ „ ,. ,„„,- dieser Kunstlergattung. Oftmals hat

Deutsche jahrhundert-Ausstellane Berlin 1906 .

seine, zu leicht jeder Anregung erlie-
gende Art verstimmt. Er ist auch heute
klumpen herauf buddeln, so daß er — der ein höchst ungleich schaffendes Talent. Aber als
Schäker! — es niemals wieder nötig haben hä,te Plötzliche Ruhe sich über ihn gesenkt, die
.... ~ .. ,. , einer endlich gewonnenen Sicherheit entspricht, wo-

wird, bloß mit ordinärem Gemüse vorlieb zu nin der Weg fünrt- den er sicn gewählt, wirken

nehmen, wie auf dem hier ausgestellten Selbst- diesmal der größte Teil der ausgestellten Bilder
bildnis von 1873. Trotzdem bezweifle ich, wie durch die Einheit ihres Charakters. Besonders Land-
ich ihn zu kennen glaube, daß er sich jemals, schaffen. Das fein ausgeführte, horizontweite und
... . °. ', .. . so zart gegliederte Badener Motiv mochten wir am

wie Bockhn, mit dem Lorbeer porträtieren höchsten stellen; dann die »Alte Mühle bei Wolken-
wird. stein« hervorheben und die »Allee im Doblhoff-

__ Park«. Ob dies gerade die besten Sachen sind,

weiß ich nicht, jedenfalls habe ich sie am stärksten
empfunden. Auch die Dolomitengruppen sind mit

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