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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Rosenhagen, Hans: Die XI. Ausstellung der Berliner Sezession, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0446

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-*«4^> DIE XI. AUSSTELLUNG DER BERLINER SEZESSION <&~*-

großes Bild von ihm, „die Finkenwärder — die Neigung, aus dem Starken Süßigkeit
Boote" auf der Elbe darstellend, ist, abgesehen zu ziehen, kann beiden gefährlich werden,
von der Anlehnung an Monet, nicht gut. Es ist die Meinung mancher junger Maler,
Die Farben sind nicht richtig hingesetzt, die daß ein Künstler, der einen guten Namen
Valeurs fehlen, das Ganze hat etwas Zap- oder Ruf schon besitzt, gar nicht nötig habe,
peliges. Sieht man daneben seinen vor Kur- sich anzustrengen, um bemerkt zu werden
zem entstandenen „Frühling in Florenz" mit und erfolgreich zu sein. Diese Annahme
diesen wenigen ruhigen Farben, mit dieser mag ja für gewisse Plätze, wo zum Schaden
ehrlichen Empfindung des besonderen Land- der Kunst ein übler Personenkultus getrieben
schaftscharakters, so möchte man kaum wird, etwas Zutreffendes haben — für das
glauben, daß beide Bilder von demselben als kulturlos verschrieene Berlin ist sie und
Künstler herrühren. Im allerstärksten Maße sicherlich zum Heile der Kunst durchaus ver-
drückt sich dieser Gesinnungswechsel auch kehrt. Hier gilt einer immer nur so viel, als
bei einem zweiten Stipendiaten des Künstler- er im Augenblick wert ist. Darin liegt die
bundes, bei Kurt Tuch aus. Sein vorjähriges Erklärung dafür, daß die Berliner Künstler,
Bild „Sonntag an der Marne" hatte bei aller die einen guten Namen zu verlieren haben,
Güte durchaus französischen Charakter. Jetzt meist viel größere Anstrengungen machen,
läßt er eine „Dorfstraße" sehen, die fast etwas dessen Glanz zu erhalten, als der Durchschnitt
von Trübner hat in ihrer schwerblütigen An- aufwendet, um überhaupt erst einmal bemerkt
läge, während die drei Akte in Abendbe- zu werden. Künstler wie Stuck oder Kaul-
leuchtung (s. Abb. S. 418) noch nicht weit bach könnten in München ausstellen, was sie
genug gebracht sind, um
einen Schluß auf die letzten
Absichten des jungen Malers
zu gestatten. Konrad von
Kardorff, der ein Porträt
seines Vaters, einen dem
Beschauer die Rückseite zu-
kehrenden, liegenden weib-
lichen Akt und ein Stilleben
ausgestellt, gibt seine Um-
kehr durch höchst sorgsame
Zeichnung, die bei dem Akt
sogar zur Uebermodellierung
der Formen geführt hat, kund.
Schade, daß er, um dem
französischen Kolorit aus-
zuweichen, so trübe und
schwärzlich in der Farbe
geworden ist! Nur sein
Stilleben ist von diesem
Fehlerfrei. Daß andere nicht
unrecht tun, wenn sie in der
Schule der Franzosen blei-
ben, sieht man bei Walter
Bondy und Maurice Ster-
ne. Beide außerordentlich
geschickte Maler. Die Inter-
nationalität ihrer maleri-
schen Sprache gibt ihren
Bildern allerdings etwas Un-
persönliches. Vor Sternes
„Jardin du Luxembourg"
denkt man an de Nittis, vor
Bondys „Gasthaus in Poissy "
an Manet. Und so ausge-
zeichnet die Leistungen die- max liebermann bildnis des Fürsten lichnowsky

Ser deutschen Franzosen Sind Ausstellung der Berliner Sezession

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