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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Rosenhagen, Hans: Die XI. Ausstellung der Berliner Sezession, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0482

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■^ig5> DIE XI. AUSSTELLUNG DER BERLINER SEZESSION <Ö5^-

auf einen monumentalen Stil zu erkennen;
jedoch ist der Künstler nicht konsequent ge-
blieben, sondern hat sich doch wieder an
Details verloren, die dem Charakter jenes Stils
entgegen sind. Immerhin bleibt das große
Wollen und eine gewisse Schönheit des Um-
risses anzuerkennen. Das Juste-milieu ver-
treten mit Porträtdarstellungen Hugo Kauf-
manns und August Kraus' (s. Abb. S. 409).
Der sehr talentvolle Georg Kolbe (s. Abb.
S. 446) hat dieses Mal nur ein paar nebensäch-
liche Schöpfungen ausgestellt. Von ausländi-
schen Bildhauern sind erschienen Egide Ro.m-
baux mit seinen von München her bekannten
„Satanstöchtern" (s. Abb. S. 445) — Rodin ins
Flämische übertragen —, Georg Minne mit
einem ausdrucksvollen „Frauenkopf" (s. Abb.
S. 336) und Victor Rousseau mit zwei kleinen
Bronzen, unter denen „L'homme qui regarde"
(s. Abb. S. 45~) wohl die bessere ist, und end-
lich der dänische Maler WiLLUMSENmit einigen

georg kolbe madchenfigur
Ausstellung der Berliner Sezession

fritz klimsch « « b i l d n 1 s b 0 st e

louis corinths
Ausstellung der Berliner Sezession

ebenso grotesken wie eindrucksvollen Pla-
stiken, deren originellste „Der Krieg" (s. Abb.
S. 451) sein dürfte.

Ueber das Schicksal von Künstlervereini-
gungen entscheidet unter den gegenwärtigen
Verhältnissen weder die Zahl noch das An-
sehen der Mitglieder, vielmehr einzig und allein
der Erfolg oder Mißerfolg ihrer Ausstellungen.
Hier gibt es, wie mancher schon verblaßte
Ruhm bezeugt, kein Ausruhen auf errungenen
Lorbeeren. Darum bedeutet das Gelingen der
diesjährigen Ausstellung nicht wenig für die
Berliner Sezession. Und worauf beruht ihre
vorzügliche Wirkung? Nicht auf dem Glanz
der Namen der mitwirkenden Künstler, nicht
auf dem Dasein anerkannter Meisterwerke oder
auf Konzessionen an den Geschmack eines ver-
wöhnten Publikums, sondern darauf, daß der
Eindruck erzeugt ist von Leben und Bewegung,
von einem regen Spiel der Kräfte und von der
göttlichen Freiheit der Kunst. Und was könnte
einer Sezession mehr ziemen, als immer wieder
Beweise dafür heranzuschaffen, daß die Ziele
der Kunst nicht von der menschlichen Erkennt-
nis bestimmt werden können und daß die am
meisten Künstler sind, die, von ihrem Gefühl
getrieben, nach neuen Zielen in der Zukunft
suchen!

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