i—na
R.GRIMM- SACHSEN BERG FRÜHLINGSLIED
Münchener Jahresausstellung 1907
FARBIGKEIT DER PLASTIK
Von H. E. Kromer
IL
Mit dem Tönen des weißen Materials war versäumt, an einem unvergleichlichen Kunst-
ein Eingeständnis gemacht in Hinsicht auf werk zu zeigen, welche Steigerung der innern
das Emotionelle, das wir am plastischen Kunst- und äußeren Wirkung diese feierliche Skulp-
werke nicht entbehren wollen, und ein Zu- tur durch die restlose Harmonisierung ihrer
geständnis, ein erstes, kleines, aber darum farbigen Teile erreicht hätte. Das Versäum-
nicht zu verachtendes Zugeständnis an die nis erscheint mir unverständlich, nicht so sehr,
Farbigkeit. Es wurden auch einige scheue weil etwa der Künstler den harten Widerspruch
Schritte weiter gemacht mit der Wiedergabe in der versuchten Vereinigung des tot wirken-
der Werte, teils durch mehr oder minder dunkle den Hauptteils mit den lebendig wirkenden
Tönung, (z.B.: Haar dunkel, Gesicht heller), beigeordneten Teilen (Adler, Fels, Mantel
teils durch Verwendung verschiedenfarbigen und Sessel) nicht genügend empfunden haben
Marmors. In seiner Asenijeff-Büste tat Klinger könnte, sondern weil wir mit dieser Lösung
noch ein weiteres durch Einsetzung farbiger um ein Vorbild für die Farbigkeit der Plastik
Augen, wodurch freilich das Gesicht, das un- gekommen sind, wie es gleiches Genie und
getönt blieb, zu kurz kommen mußte. Wenn gleich günstige Umstände su leicht nicht wieder
man dann erfuhr, daß dem Gipsmodell seines schaffen werden. Statt vorbildlich und an-
Beethovens auch eine Bemalung des Manns- feuernd in dieser Richtung zu wirken, ist es
körpers vorgesehen war, so erstaunt man ob jetzt eher geeignet, Gleichstrebende zu ver-
der unbegreiflichen Unterlassung am Original wirren und die Gegner der Polychromie in
und sieht eine große herrliche Gelegenheit ihrem unbegreiflichen Widerstand zu bestärken.
572
R.GRIMM- SACHSEN BERG FRÜHLINGSLIED
Münchener Jahresausstellung 1907
FARBIGKEIT DER PLASTIK
Von H. E. Kromer
IL
Mit dem Tönen des weißen Materials war versäumt, an einem unvergleichlichen Kunst-
ein Eingeständnis gemacht in Hinsicht auf werk zu zeigen, welche Steigerung der innern
das Emotionelle, das wir am plastischen Kunst- und äußeren Wirkung diese feierliche Skulp-
werke nicht entbehren wollen, und ein Zu- tur durch die restlose Harmonisierung ihrer
geständnis, ein erstes, kleines, aber darum farbigen Teile erreicht hätte. Das Versäum-
nicht zu verachtendes Zugeständnis an die nis erscheint mir unverständlich, nicht so sehr,
Farbigkeit. Es wurden auch einige scheue weil etwa der Künstler den harten Widerspruch
Schritte weiter gemacht mit der Wiedergabe in der versuchten Vereinigung des tot wirken-
der Werte, teils durch mehr oder minder dunkle den Hauptteils mit den lebendig wirkenden
Tönung, (z.B.: Haar dunkel, Gesicht heller), beigeordneten Teilen (Adler, Fels, Mantel
teils durch Verwendung verschiedenfarbigen und Sessel) nicht genügend empfunden haben
Marmors. In seiner Asenijeff-Büste tat Klinger könnte, sondern weil wir mit dieser Lösung
noch ein weiteres durch Einsetzung farbiger um ein Vorbild für die Farbigkeit der Plastik
Augen, wodurch freilich das Gesicht, das un- gekommen sind, wie es gleiches Genie und
getönt blieb, zu kurz kommen mußte. Wenn gleich günstige Umstände su leicht nicht wieder
man dann erfuhr, daß dem Gipsmodell seines schaffen werden. Statt vorbildlich und an-
Beethovens auch eine Bemalung des Manns- feuernd in dieser Richtung zu wirken, ist es
körpers vorgesehen war, so erstaunt man ob jetzt eher geeignet, Gleichstrebende zu ver-
der unbegreiflichen Unterlassung am Original wirren und die Gegner der Polychromie in
und sieht eine große herrliche Gelegenheit ihrem unbegreiflichen Widerstand zu bestärken.
572